Eine Brücke durch die Zeit

In das angeregte Murmeln aus Dutzenden gut gelaunter Kehlen mischt sich immer wieder das heitere Klirren von Besteck und Gläsern, das jedem sofort vermittelt: Hier lässt man sich so richtig verwöhnen! Im Freien genießen die Menschen die entspannte Atmosphäre, leckeres Essen und gute Gesellschaft. Manche haben nach einem Stadtbummel Einkaufstüten unter dem Tisch stehen, andere treffen sich hier auf ein Bier mit Freunden. Es ist ein lauer Abend in der Außengastronomie vor dem wiedereröffneten „Et Bröckske“, benannt nach einer Brücke, die hier einst den Stadtgraben überspannte. Nach Jahren des Leerstands wird endlich der Neuanfang gewagt – und die Brücke von der Vergangenheit in eine bessere Zukunft geschlagen.

„Wir waren von Anfang an begeistert von diesem besonderen Gebäude“, schwärmt Arne Grundmann, Projektentwickler des Kölner Unternehmens qvadrat. „Da war zum einen diese charakteristische, denkmalgeschützte Fassade, zum anderen die lange Tradition des geschichtsträchtigen Ortes. In zahlreichen Gesprächen erfuhren wir, welche Bedeutung das Bröckske für viele Krefelder einnahm, welche Geschichten sie damit verbanden. Diesen Erinnerungen wollten wir unbedingt gerecht werden. Wir wollten sie revitalisieren und zu neuem Leben erwecken.“ Tatsächlich erinnerte das beinahe 15 Jahre lang leerstehende, langsam verfallende Gebäude mitten im Zentrum jeden Einwohner der Stadt schmerzhaft an bessere Zeiten. Die Rhenania Brauerei braute hier einst ihr Bier und schenkte es an ihre durstigen Gäste aus. Auch nach dem Umzug der Brauerei, der Zerstörung und dem Wiederaufbau im Zweiten Weltkrieg erfreute sich das Lokal viele Jahrzehnte großer Beliebtheit. Bis in die 2000er galt das urige Gasthaus insgeheim als „Stube der Stadt“, wo man sich austauschte, feierte und lachte. Dann begann der langsame Niedergang, bis die Pforten 2009 endgültig geschlossen wurden und das Gebäude zusehends verfiel. Die Lücke, die das „Et Bröckske“ als gutbürgerliches Brauhaus und Treffpunkt für Jedermann in Krefeld hinterließ, klaffte tief.

Doch das Happy End ist nahe: Anfang 2024 wird das sanierte „Et Bröckske“ wiedereröffnet und mit ihm hoffentlich auch ein neues Kapitel der Stadtgeschichte aufgeschlagen. Im Erdgeschoss wird das Burgerrestaurant „Peter Pane“ zum gemütlichen Verweilen im Herzen der Stadt einladen, in den oberen Etagen ermöglichen moderne, attraktive Büroflächen mit zeitgemäßen Open-Work-Spaces zentrumsnahes, flexibles Arbeiten. Die alten, bodentiefen Fenster wurden erneuert, um besonders viel Licht ins Innere zu lassen und ein gutes Arbeits- und Wohlfühlklima zu schaffen. Ein echtes Schmuckstück ist die oberste Etage mit großer Dachterrasse und tollem Blick auf Kirchplatz, Willy-Göldenbachs-Platz und die umgebende Stadt. Und natürlich punktet das ambitionierte Projekt auch mit Nachhaltigkeit und Energieeffizienz: So wird etwa der Nachhaltigkeitswert „Effizienzhaus 70“ erreicht. Damit das gelang, wurden keine Kosten und Mühen gescheut, denn die Sanierung des ehrwürdigen Hauses gestaltete sich als enorm anspruchsvoll: So musste zum Erhalt des Gewölbekellers, der schmucken Fassade und der alten Dachform ein aufwändiges Stahlfachwerk errichtet werden. Die Vorfreude auf die Eröffnung ist Sabine Nöthen, Geschäftsführerin von qvadrat, dann auch förmlich vom Gesicht abzulesen: „Es ist schön, dass wir einen Beitrag dazu leisten konnten, diesen dunklen Fleck im Zentrum wieder hell erstrahlen zu lassen. Wir hoffen, dass die Krefelder vom Ergebnis genauso begeistert sind wie wir.“ Freuen wird sich sicherlich auch Oberbürgermeister Frank Meyer, dem die schnelle Fertigstellung des Projekts ein ganz besonderes Herzensanliegen war.