Die Sommerpause bei den Krefeld Pinguinen war nicht langweilig. Während manche Spielerverpflichtungen heiß diskutiert wurden, sorgte eine Krefelder Eishockey-Legende im Alleingang für ein Erdbeben und einen schwer messbaren Anstieg der Vorfreude auf die kommende Saison: Mit Christian Ehrhoff kehrt einer der erfolgreichsten deutschen Eishockeyspieler der vergangenen 20 Jahre an seine alte Wirkungsstätte zurück. Zwar hat der kurzfristige Abgang des letztjährigen DEL2-Top-Scorers Marcel Müller nach Straubing die Planungen des sportlichen Leiters Peter Draisaitl nochmals zurückgesetzt, trotzdem konnte man sich auf einigen Schlüsselpositionen mit deutschen Stammkräften verstärken. Wie die sportliche Leitung ihre Mannschaft gern sehen möchte, hat Draisaitl nach dem Saison-Aus im April bereits deutlich gemacht. Mobiler, aggressiver und spielstärker sollen die Pinguine in die Saison 2023/24 gehen.

Hierzu stellt sich die Mannschaft um Cheftrainer Boris Blank und seinen Co-Trainer Herbert Hohenberger auf und neben dem Eis neu auf. Zu den neun Spielern, die bereits in der vergangenen Saison das Pinguine-Trikot trugen, kommen gleich 14 Neuzugänge und DNL-Spieler des Krefelder EV 1981 sowie ein Torwarttrainer, der bereits die besten Nachwuchstalente Deutschlands trainieren durfte.

 

 

Die sportliche Leitung und das Trainerteam

Im Oktober übernahm Peter Draisaitl zunächst das Amt des Cheftrainers bei den Pinguinen von Leif Strömberg. Der 57-Jährige war damals wenig beeindruckt von der Kaderzusammenstellung, war jedoch stets darauf bedacht, diplomatisch zur erklären, dass er mit dem arbeite, was ihm seine Vorgänger hinterlassen hatten. Mit dem Geschäftsführer-Wechsel bei den Pinguinen im Dezember kam auch ein neues Aufgabenfeld auf den Deutsch-Tschechen zu. Er wurde von Peer Schopp zum sportlichen Leiter befördert und war ab diesem Zeitpunkt vollumfänglich mit der Kaderplanung für diese Saison beschäftigt. Ob die Mannschaft in der kommenden Saison seine Handschrift tragen wird, also schneller und technisch versierter agiert, liegt auch an der Arbeit des Trainerstabs, an dessen Spitze Cheftrainer Boris Blank steht.

Der 45-Jährige ist nicht nur eine Krefelder Eishockey-Ikone und war in seiner aktiven Zeit Publikumsliebliebling an der Westparkstraße, er ist auch einer der ersten Rückkehrer, den die Pinguine unter der neuen Geschäftsführung gesehen haben. In einem turbulenten Monat, wenige Tage nach seiner Ernennung zum neuen alten Co-Trainer, folgte der Schritt auf die Cheftrainerposition. Der Deutsch-Kasache geht mit den Pinguinen in seine erste vollständige Saison als Cheftrainer überhaupt, wird jedoch von der kollektiven Erfahrung im Trainerteam profitieren.

Erfahrung, die insbesondere sein Co-Trainer Herbert Hohenberger aufweisen kann. Auch Hohenberger schloss sich im Dezember den Pinguinen an und brachte ein dringend benötigtes Gewinner-Gen mit. Mit den Selber Wölfen gelang Hohenberger 2021 der Aufstieg in die DEL2. Zusätzlich schließt sich Anton Lukin als Torwarttrainer den Pinguinen an. Der 37-jährige Deutsch-Russe stand zuletzt bei den Jungadlern Mannheim unter Vertrag und arbeitete bereits mit der deut- schen U18-Nationalmannschaft zusammen.

 

Die Torhüter: Ein starkes Trio

Von Lukins Verpflichtung profitieren nicht nur die Torhüter der ersten Mannschaft. Auch die Schlussmänner des DNL- Teams des Krefelder EV 81 sollen in den Trainingsbetrieb mit eingeschlossen werden. Das Bindeglied dorthin werden die beiden Youngster im Tor des KEV bilden. Neben Matthias Bittner, der bereits in der letzten Saison sein Potenzial aufblitzen ließ und zum Teil die Erwartungen der Zuschauer und des Trainerteams übertraf, wird mit Julius Schulte der aktuelle DNL-Meistertorwart der Jungadler Mannheim das Torhüter-Trio bilden.

An der Spitze dieses Dreiergespanns steht ein Top-Torhüter der DEL2. Mit dem EC Bad Nauheim stand Felix Bick in der vergangenen Saison im Finale der DEL2-Meisterschaft, wo er den Ravensburg Towerstars in fünf Spielen unterlag. Bei seinen 15 Starts in 15 Spielen zeigte der 30-Jährige durchgehend solide Leistungen und erreichte eine Fangquote von über 91,47 Prozent. Der Bestwert unter allen Goalies mit mehr als zehn Spielen in den Playoffs. Sein Debut im Pinguine-Trikot gab Bick tatsächlich schon in der Saison 2014/15. Da stand der damals 23-Jährige als Förderlizenztorwart in einem Spiel für die Pinguine auf dem Eis.

 

Sturm: Neu formiert und vielversprechend

Auch die Offensivabteilung der Pinguine erfuhr im Sommer eine Kernsanierung. Lediglich eine Reihe ist zusammengeblieben. Mike Fischer, Dennis Miller und Leon Niederberger können theoretisch wieder gemeinsam auf Torejagd gehen. Ob das der Plan von Trainer Boris Blank ist, wird sich aber wohl erst während der Testspiele herauskristallisieren. Denn auch der Rest der Reihen will schlagkräftig gefüllt werden. Mit Kapitän Alexander Weiß behält man eine Führungsperson und einen flexiblen Spieler im Kader, der mit Sicherheit eine wichtige Rolle in der Zusammenstellung der Über- und Unterzahl-Reihen spielen wird. Von den U21-Fördervertragsspielern ist zudem Nikita Krymskiy geblieben, der in seine zweite Saison beim KEV geht.

Bei den Neuzugängen stechen insbesondere zwei Namen heraus: Josh MacDonald und Jon Matsumoto. MacDonald kommt als DEL2-Meister an die Westparkstraße. Die letzten beiden Spielzeiten verbrachte der Stürmer in Ravensburg und war einer der Leistungsträger auf dem Weg zum Ravensburger Titel. Peter Draisaitl beschreibt den 29-Jährigen als Experten für das Powerplay und flexiblen Spieler für beiden Seiten des Eises. Matsumoto fühlt sich in der Mitte am wohlsten. Der Center bringt Erfahrung aus 14 NHL-, 490 DEL-Spielen und zwei deutschen Meisterschaften mit in die Seidenstadt. Doch auch in der Tiefe konnten sich die Pinguine verstärken. Mit alten Bekannten und neuen Gesichtern. Neben Christian Kretschmann und Philipp Kuhnekath, die ab sofort wieder für die Pinguine im Einsatz sind, werden David Cerny, Lukas Wagner und Niclas Focks ihre ersten Verträge bei den Pinguinen unterzeichnen.

Die Freude über die guten Verstärkungen wird gegenwärtig aber überschattet: Durch den unerwarteten Abgang Marcel Müllers ist ein großes Loch entstanden, dass die sportliche Leitung noch füllen muss. Keine einfache Aufgabe, bedenkt man, dass die meisten Teamkader schon in den Startlöchern stehen. Der Lichtblick für die Pinguine: Von vier Ausländerlizenzen sind bisher nur zwei vergeben. Eine Verstärkung aus dem Ausland ist bis zum Saisonstart, insbesondere für den Sturm, nicht unmöglich.

Verteidigung: Ehrgeiz und Aggressivität

Weitaus mehr Spiele für die Krefeld Pinguine hat Christian Ehrhoff vorzuweisen. Der 41-Jährige sorgte mit seinem Comeback nicht nur in Krefeld für das Gesprächsthema des Sommers. Ihn habe während des Playoff-Runs der Pinguine wieder die Lust gepackt, anzugreifen. Ehrhoff zeigt sich bei seinem Vorhaben selbstkritisch und macht klar, dass er den Weg in die DEL2 nicht auf die leichte Schulter nimmt. Seine Präsenz und Erfahrung werden in der Kabine in jedem Fall ein Vorteil für den jungen Verteidiger-Kern sein. Nur er und Philip Riefers (33) sind älter als 30 Jahre. David Trinkberger (26), Maximilian Adam (25), Erik Buschmann (25), Eric Gotz (25), Maximilian Söll (21) und Carl Konze (19) vervollständigen das Defensiv-Team bei den Pinguinen.

Mit Maximilian Adam haben die Pinguine beim Ligakonkurrenten Lausitzer Füchse eine Verstärkung gefunden, die das verkörpert, was Peter Draisaitl von den Pinguinen in 2023/24 sehen möchte. Er sei mobil und könne Gegenspieler dadurch aggressiv unter Druck setzen. Ähnliches gilt für Erik Buschmann, ebenfalls ein Rückkehrer. Nach einem Jahr in den Vereinigten Staaten und vier Spielzeiten in Iserlohn wird „Buschi“ fortan in einer Führungsrolle bei den Pinguinen agieren. Eine Aufgabe, die auch der einzigen Ausländerlizenz in der Verteidigung auferlegt wird. Eric Gotz, der US-Amerikaner aus Hermantown, Minnesota, spielte zuletzt in der höchsten College-Liga Amerikas mit und gegen zukünftige NHL-Stars und wusste dabei zu überzeugen. Eine andere Rolle wird Carl Konze spielen. Der großgewachsene Verteidiger hat im Sommer seinen ersten Profivertrag unter- schrieben und wird versuchen, sich einen festen Platz im Kader zu erspielen.