Es gibt nicht mehr viele Menschen, die ohne Smartphone und Internet leben. Laut einer Studie nutzen 84 Prozent der Deutschen digitale Technologien noch häufiger als vor der Pandemie. Insbesondere die Altersgruppe ab 65 Jahren sticht dabei hervor, wie auch ein Besuch im familiären Seniorenzentrum „Am Bismarckviertel" zeigt. Ein interaktiver Erlebnistisch mit altersgerechten Spielen, Bildern und Musik sorgt bei Bewohnern wie Mitarbeitern für Begeisterung.
Bei älteren Menschen ist es immer ruhig und beschaulich? Ja klar, und die Erde ist eine Scheibe. Bereits beim Betreten des Seniorenzentrums „Am Bismarckviertel“ hören wir Gesang und Gelächter aus dem Gruppenraum. Morgens um zehn wird hier am neuen Erlebnistisch schon gespielt, geklickt und über ein Display gewischt, um das Gedächtnis zu trainieren, die Sinne zu aktivieren oder einfach Geselligkeit zu erleben.
Musiktherapeutin Misako Kitazawa hatte sich erst im Sommer für die Anschaffung der Pflegeinnovation stark gemacht: „Die Digitalisierung geht auch an uns nicht vorbei, denn mittlerweile ziehen Menschen zu uns, die ein Handy besitzen oder ganz selbstverständlich Dienste wie Netflix, Sky oder Alexa nutzen. Der Erlebnistisch bietet viele Anwendungen, die sowohl die Feinmotorik als auch die geistige Ebene stimulieren. Das kann ein Puzzle sein oder die Jukebox mit Songs von früher. Abgesehen vom therapeutischen Nutzen schafft er vor allem ein fröhliches Miteinander.“ Und das harmoniere wunderbar mit ihrem Ziel, den Bewohnern einen angenehmen Lebensabend zu ermöglichen.
Zwei männliche und vier weibliche Vertreter der Generation Ü80 haben sich um die große Tafel versammelt und testen neugierig, was beim Berühren der Tischplatte passiert. Es läuft noch etwas ungeordnet ab, weil jeder gleichzeitig agieren kann, sodass Tonleitern aufpoppen, flotte Beats erklingen oder Obstsorten verschwinden. „Wer hat datt jetzt gemacht?“, fragt ein Teilnehmer im niederrheinischen Slang. Neben Lachen ist ein verschmitztes „Upps“ das häufigste Geräusch in dieser Runde. „Man kann mit bis zu sechs Personen spielen, Bilder ausmalen, Motive erraten, Videos anschauen oder Musik abspielen“, erklärt Betreuungskraft Graziella Malacasa die Funktionen des XXL-Displays, das in die Tischplatte eingelassen ist. Die Bedienung erfolge ganz einfach per Touchscreen. „Spreizen Sie mal die Finger wie eine Spinne“, ermuntert sie die Dame neben sich. Eine blaue Blume im Bild wird sofort größer, ihre Sitznachbarin stimmt passend ein altes Kinderlied an: „Blau, blau, blau sind alle meine Kleider.“ Von Langeweile gibt es hier keine Spur, im Gegenteil: Wir erleben einen Ort voller Leben, Lachen und Herzlichkeit.
Der neue Einrichtungsleiter Christian Kröll freut sich ebenfalls über die gute Stimmung im mit 55 Plätzen eher überschaubaren Haus. „Ich habe hier ein motiviertes Team vorgefunden, das mit Herzblut dabei ist.“ Ab Oktober wird das Personal mit drei weiteren Pflegefachkräften und einer Pflegehilfskraft verstärkt. Denn das Selbstverständnis, „unseren Bewohnern Gesellschaft zu leisten, Geborgenheit und Sicherheit, aber auch professionelle Betreuung und Pflege auf höchstem Niveau zu bieten“, solle kein leeres Werbeversprechen sein.
In einem Märchen der Gebrüder Grimm wurde ein Tisch mit besonderen Eigenschaften beschrieben. Wenn man ihn hinstellte und „Tischlein, deck dich!“ sagte, erschienen ein sauberes Tuch, Teller, Messer und Gabel – und Schüsseln mit Gesottenem und Gebratenem. Auch der Erlebnistisch macht Menschen im Seniorenheim glücklich. Doch ist er als digitales Werkzeug trotz märchenhafter Effekte ganz real.
Senioren Wohnpark Weser GmbH
Seniorenzentrum „Am Bismarckviertel“
Uerdinger Straße 140
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