Er hangelt sich von Baum zu Baum. Wird manchmal schneller und manchmal langsamer. In der Geschwindigkeit verliert er die Kontrolle, knallt mit voller Wucht gegen den Stamm, fängt sich dann unter lautem Gebrüll am nächsten Ast. Immer mal wieder flitzt er hoch und runter, laust sich, sucht nach dem nächsten Mittagessen – ab und an schläft er auch mal und kommt zur Ruhe.

Ein kleiner Affe ist zwar niedlich, aber auch sehr anstrengend. Gerät er außer Rand und Band, ist er nur schwer zu halten und ebenso unmöglich ist es, ihn zu steuern. Yogalehrerin Martina Neues vergleicht dieses kleine Äffchen mit unserem empfundenen Stresslevel: Oft ist es gewaltig und wir reden uns ein, dass wir die nächsten Tage schon gut meistern. Manchmal ist es gleichbleibend hoch oder niedrig und wir nehmen es einfach so hin. Und an anderen, oft wenigen Tagen fällt es ab und wir merken, dass wir von der ganzen Anstrengung einfach nur – wie der kleine Affe vor dem Schlaf – wahnsinnig erschöpft sind. „Jeder von uns hat so ein Äffchen im Kopf“, beschreibt die 57-Jährige. „Durch die Hilfe von Yoga können wir es zähmen und ihm Befehle geben. Wir können unser Nervensystem ganz bewusst steuern.“

Schon lange ist medizinisch nachgewiesen, dass Yoga auf unsere Gesundheit positive Auswirkungen hat. Als Inhaberin von „Yogaleben“ mit drei Standorten in Krefeld erlebt Martina Neues diese Folgen jeden Tag. „Wenn ein Yogi zu mir kommt, dann klagt er oft über Verspannungen“, erklärt sie. „Verspannungen sind aber nur die Konsequenz eines hohen Stresslevels und das wiederum entsteht, weil in unserem Leben etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Schon nach wenigen Besuchen bei Yogaleben findet eine Veränderung im Yogi statt.“ Und das lässt sich bei genauem Hinsehen häufig medizinisch relativ einfach begründen. Bei Panikstörungen beispielsweise sorgt die Hyperventilation dafür, dass es zu einer Verminderung der Kohlendioxidkonzentration im Blut kommt. Dadurch steigt der pH-Wert und in Folge der weiteren natürlichen Vorgänge im Körper wird die Menge der Magnesium- und Kalzium-Kationen im Blut reduziert, sodass eine Muskel- entspannung nicht mehr stattfinden kann. „Die Hyperventilation ist in erster Linie eine Atmung im Hochfrequenzbereich“, erklärt die Expertin. „Auch beim Yoga gibt es eine bestimmte Atemtechnik, die ein ähnliches Muster aufweist, auf die der Körper allerdings mit Entspannung reagiert. Schaffen wir es, in der Hyperventilation unser Pranayama zu integrieren, löst sich die Panik auf.“

Auch Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung können Hilfe im Yoga finden. Hier gibt die Medizin ebenfalls eine simple Erklärung ab. „Ein Trauma stört unser Informationsverarbeitungssystem und sorgt dafür, dass Wahrnehmungen dauerhaft falsch abgespeichert werden und wir zum Beispiel positive Gefühle schlechter wahrnehmen können“, beschreibt Martina Neues. „Im Yoga gibt es verschiedene Übungen, die das Gehirn gezielt reizen und dadurch die Nervenkanäle reinigen. Die Blockade des Informationsverarbeitungssystem wird aufgehoben.“

Dass Menschen unter einer besonderen nervlichen Belastung oder sogar einer psychischen Störung leiden, ist ihnen oft nicht bewusst, wenn sie zum ersten Mal Martina Neues und Yogaleben besuchen. Denn ob Schwindel, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Reizbarkeit, Antriebslosigkeit oder ein verändertes Essverhalten – die Symptomatik kann sehr unterschiedlich sein. „Was aber genau der Auslöser dafür ist, dass es meinen Yogis nicht gut geht, ist für die Art, wie wir arbeiten, nicht ausschlaggebend“, schildert die Krefelderin. „Wir sind keine Ärzte, wir ersetzen weder Diagnose noch Therapie. Aber wir sorgen für ein er- höhtes Wohlbefinden, Spaß und Freude“.

Erst im März hat Yogaleben ein drittes Studio eröffnet. In einer wun- derschön sanierten Villa mit großer Außenterrasse auf der Westpark- straße dreht sich alles um Asanas, Pranayamas und Dhyanas. „Als einen wichtigen Faktor beim Yoga empfinde ich, dass wir bewusst aus unserem Alltag heraustreten“, erklärt Neues. „Dazu gehört, dass ich mich auf einen Ort einlasse, der auf mich wirkt. Mit der alten Villa haben wir diesen Ort geschaffen.“ Unter freiem Himmel erinnert die Teakholz-Veranda mit kleinen Schirmchen, viel Grün und Buddhafigu- ren an eine Yogastunde auf Bali. Im Inneren schaffen Echtholzboden, hohe Decken und viel Platz eine besondere Wohlfühlatmosphäre. Maximal elf Kursteilnehmer lässt Martina Neues in ihre unterschiedlichen Yogakursen. So hat jeder, unabhängig von Corona, genug Platz, sich selbst zu spüren und sich seine Gedanken zu gestatten. „Das Äffchen darf auch mal laut sein im Kopf“, sagt die 57-Jährige und lacht. „Es ist wichtig, nichts zu unterdrücken, sondern bewusst Kontakt zum Unter- bewusstsein aufzunehmen.“

Auch Martina Neues nimmt sich jeden Tag bewusst Zeit, ihr inneres Äffchen zu spüren. Denn jeder, so glaubt sie, besitze das besondere Haustier, das in unserem Körper immer mal wieder herumflippt. „Gera- de rund um die Eröffnung meines dritten Yogastudios unter den enor- men Veränderungen durch Corona habe ich gemerkt, dass es mir an manchen Tagen einfach nicht gut geht“, beschreibt sie. „Und gerade dann genieße ich mein Yoga und lasse das Äffchen sich austoben, so- dass es am Ende des Tages wieder niedlich und zutraulich ist.“

Yogaleben, Martina Neues,
Standorte: Westparkstraße 55, Grenzstraße 127 und Willy-Hermes-Dyk 1, Tel.: 02151 - 56 45 23, www.yogaleben.com