Wir alle leben derzeit in einer scheinbar nicht enden wollenden Ausnahmesituation. Zum einen ist es das Virus selbst, zum anderen sind es die ständig wechselnden Regeln und Auflagen, die unser Leben massiv beeinflussen. Ängste entstehen häufig dann, wenn wir uns ausgeliefert und machtlos fühlen. Die Auswirkungen der Pandemie haben bei vielen eine Situation hervorgerufen, die in ihrer Unbeherrschbarkeit einzigartig ist.
Umso wichtiger sind dieser Tage konstruktive Denkmuster und struktu- rierte Handlungsprinzipien. Oft halten wir unslösbare Probleme und die daraus resultierenden Konsequenzen für potenzielle Zerstörer unserer gesamten Existenz. Einmal auf dieses Gedankenkarussell aufgestiegen, verlieren wir den Blick auf trotz allem vorhandene Alternativen und Chancen.
Im Umgang mit komplexen Problemen kann es helfen, wenn Sie sich zunächst vier Fragen stellen: Wie lautet das Problem? Was ist die Ursache? Welche Lösungen sind möglich? Was brauche ich dafür? Fehlen Ihnen zur Beantwortung dieser Fragen die nötigen Parameter, stehen Sie vor einer Abzweigung. Sie können sich ab hier ständig mit der zur Zeit nicht lösbaren Problematik beschäftigen und mit katastrophierenden Gedanken Energie verbrennen, oder Sie legen das Problem strukturiert in ein temporäres Archiv, aus dem Sie es erst wieder herausholen, wenn sich neue Anhaltspunkte zur Lösung ergeben. Das nimmt das lähmende Gefühl des Ausgeliefertseins und ermöglicht, aus dem negativen Gedankenkarussel auszusteigen, um wieder aktiv an einer Lösung zu arbeiten.
Dieses gesunde Verdrängen ist eine Gratwanderung und nur dann sinnvoll, wenn Sie ein Problem erkannt und gegenwärtig für nicht lösbar eingestuft haben. Der Unterschied zum ungesunden Verdrängen liegt darin, dass Sie die Situation genau angesehen haben und bewusst auf „Wiedervorlage“ abspeichern. Es mag sich merkwürdig anhören, aber es ist tatsächlich sinnvoll, den Akt des Ablegens sogar physisch durchzuführen. So kann die Energie entstehen, die Sie brauchen, um vom Nichtlösbaren wegzukommen und auf neue Perspektiven blicken zu können.
Der oft nicht ganz richtig verwendete Begriff der Resilienz bedeutet, sein Leben immer mit dem Vertrauen auf einen positiven Ausgang zu führen und deswegen besonders belastbar zu sein. Mit Blick auf Corona mag das heißen, alte Pfade zu verlassen und neue zu beschreiten. Auch harte Einschnitte bieten Chancen. Das mag auf Anhieb nicht erkennbar sein und der Weg dorthin ist bisweilen schmerzhaft, aber uns stehen oft viel mehr Alternativen zur Verfügung, als wir in unseren alten Denkmustern erkennen können. Zudem verläuft das Leben meist in Wellenbewegungen.
Gehen Sie doch mal auf eine Lichtung in der Natur und schauen Sie sich mit der Idee um, in jeder Richtung eröffnet sich eine neue Perspektive. Es lohnt sich immer, auch in gefühlt aussichtslosen Situationen nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Wer heute um sein Überleben kämpft, mag nächstes Jahr schon ein Gewinner sein. Glauben Sie daran und archivie- ren Sie Probleme, die Sie derzeit nicht lösen können. Richten Sie Ihren Blick auf Möglichkeiten, die Sie sonst übersehen und setzen Sie die gewonnene Energie hierfür ein!
Ihre Anja Funkel