Frauen und ihre kalten Füße. Schon so mancher Ehemann ist unsanft aus dem Schlaf emporgeschreckt, weil ihn im warmen Bett plötzlich etwas Eiskaltes berührte: Meist war es nur die Ehefrau, die ihre frierenden Füße an ihm aufwärmen wollte. Aber was ist eigentlich der Grund für das Phänomen der weiblichen Frostfüße? Dahinter stehen im Wesentlichen drei ganz natürliche Ursachen.
Die erste ist in der weiblichen Muskulatur zu suchen: Die Muskulatur dient dem Körper nicht nur als Antrieb, sondern auch als Heizung. Wenn sie arbeitet, verwendet der Organismus tatsächlich nur ein Drittel der Energie für die Bewegung, der Rest wird als Wärme nach außen abgegeben. Da Frauen nur etwa halb so viel Muskelmasse haben wie Männer, steht ihre Heizung gewissermaßen ständig auf „lauwarm“, was sich unter anderem in kalten Füßen äußert. Erschwerend kommt eine weitere Benachteiligung der Frauen hinzu: Bei gleicher Größe verfügen sie über eine deutlich größere Körperoberfläche, über die sie mehr Wärme abgeben und demzufolge schneller auskühlen. Darüber hinaus schaltet der weibliche Körper schneller auf sein „Notaggregat“ um: So wird die Kerntemperatur von 37 Grad Celsius zum Schutz lebenswichtiger Organe und des möglichen Nachwuchses dauerhaft gehalten. Diese Schutzfunktion geht aber zu Kosten der Temperatur in Händen und vor allem Füßen, in denen sich die Blutgefäße zusammenziehen, sodass dort kaum mehr Blut ankommt. Die Folge: Die Temperatur sinkt dort dem Nullpunkt entgegen auf bis zu acht Grad Celsius. Die gute Nachricht: In den allermeisten Fällen sind kalte Füße kein Grund zur Besorgnis, und als Heilmittel reichen bereits dickere Socken, ein wärmendes Fußbad oder die Durchblutung anregende Bewegung. Diese Maßnahmen sind gesundheitlich auch durchaus empfehlenswert, denn dauerhaft kalte Füße können erkältungsähnliche Symptome nach sich ziehen, wie zum Beispiel eine laufende Nase oder Anzeichen einer Blasenentzündung.
Vorsicht ist hingegen geboten, wenn chronisch kalte Füße in Verbindung mit anderen Symptomen auftreten. So beschreibt eine aktuelle koreanische Studie, dass kalte Füße häufiger mit Blutarmut, Hypotonie, chronischer Gastritis, Refluxösophagitis, einem gastroduodenalen Ulkus und Dysmenorrhoe einhergehen. Und eine japanische Studie kommt zu dem Schluss, dass kalte Extremitäten oft mit Schultersteifheit, Müdigkeit, Schmerzen im unteren Rückenbereich, Kopfschmerzen, verstopfter Nase, Juckreiz, Verletzungen und Schwerhörigkeit zusammenhängen. Warum das so ist, ist aber noch unklar. Eher selten steckt ein chronischer Gefäßschaden, wie zum Beispiel eine Arteriosklerose, hinter kalten Füßen. Hintergrund ist eine Verengung der Arterien durch Ablagerung von Blutfetten, Bindegewebe, Blutgerinnseln und Kalk, die im schlimmsten Fall zum Gefäßverschluss führt. Warnsignale sind dann – neben den kalten Füßen – Schmerzen und Taubheitsgefühle in Beinen und Gesäß. Die oft gezogene Verbindung zu Diabetes kann hingegen ins Reich der Märchen verwiesen werden, denn der diabetische Fuß ist warm. Allerdings können die typischen Empfindungsstörungen im Winter zu Erfrierungserscheinungen führen, denn Diabetiker bemerken die Kälte oft nicht.
Das ärztliche Fazit kann demnach nur lauten: Frauen sollten auf ihre kalten Füße achten. Zum Schutz der eigenen Gesundheit, aber auch der ihrer Männer. So ein nächtlicher Sturz aus dem Bett kann nämlich schmerzhafte Folgen haben.
Helios Klinikum Krefeld
Prof. Dr. med Knut Kröger, Chefarzt
Klinik für Angiologie