Stress ist eine natürliche körperliche Reaktion auf psychische oder physische Belastungen. Sie dient dazu, in angenommenen oder realen Gefahrensituationen kurzfristig die Leistungsbereitschaft zu erhöhen. Während Phasen der An- und Entspannung beim Urmenschen noch in einem gesunden Verhältnis zueinander standen, ist Stress in unserer modernen Leistungsgesellschaft oftmals ein Dauerzustand geworden. Viele Betroffene nehmen ihn nicht einmal mehr wahr. Stress ertragen zu können, wird gerne mit Resilienz verwechselt. Das ist grundlegend falsch. Während negativer Stress häufig an Ängste gekoppelt ist, zeichnet sich Resilienz durch eine positive Zukunftserwartung aus. Was Resilienz bedeutet, lässt sich am besten an den ersten Gehversuchen eines Kleinkindes verdeutlichen. Obwohl die ersten 100 Versuche scheitern, ist es nicht ängstlich oder frustriert, denn es trägt die absolute Gewissheit in sich, dass es beim nächsten Versuch klappt. Mit Stress hat dieser Zustand der bedingungslosen Zuversicht trotz der Erfahrung des Scheiterns nichts zu tun.
Kontinuierlichen Stress einfach ertragen zu wollen, ist absolut nicht ratsam und gewiss kein Ausdruck von Stärke. Langanhaltender Stress ist Auslöser zahlreicher Erkrankungen, er zerstört das Gehirn und schädigt die Organe. Um Stress zu lindern, müssen sich Betroffene erst einmal eingestehen, unter Stress zu leiden, und den Willen zur Veränderung entwickeln. Diese Erkenntnis erfordert eine sensible Selbstreflexion und Milde zu sich selbst. Danach gilt es, Stressoren zu erkennen und die eigenen Funktionsweisen zu hinterfragen. Es gibt eine Menge Maßnahmen, um Stress kurzfristig zu reduzieren, wie Entspannungsübungen, Atemtechniken, Autogenes Training oder das Entwickeln positiver, selbstbewusster Gedanken. Langfristig sollten Stressgeplagte vor allem in einen inneren Dialog eintreten, um herauszufinden, ob die Stresssymptome möglicherweise aus einer erlernten, ungerechten Erwartungshaltung sich selbst gegenüber stammen oder einfach zu viel auf sie einstürmt. Denn ob und wie wir Stress empfinden, können wir in einem großen Umfang selbst bestimmen und regulieren. Tatsächlich sind wir uns das sogar schuldig. Denn: Stress auszuhalten, ist keine Lösung!
Ihre Anja Funkel