Das moderne Leben bietet den meisten von uns nur noch wenige Anlässe, sich zu bewegen. Viele Tätigkeiten finden vor einem Bildschirm und im Sitzen statt, und während stundenlanger Meetings bewegt man sich ebenfalls nicht. Zur Arbeit fährt man mit dem Auto, und zuhause warten das bequeme Sofa und der Flachbildfernseher. Diese Bewegungslosigkeit begünstigt viele Wohlstandskrankheiten – von Rückenschmerzen über hohen Blutdruck bis zum Übergewicht. Kommt eine stark von Fastfood geprägte Ernährung hinzu, ist es oft der Verdauungstrakt, der die Zeche zahlt. Magen und Darm sind ursprünglich für ganz andere Kost „konstruiert“ worden – nicht für Hamburger, Pommes und Cola.

Ein solches Wohlstandsleiden ist die Divertikelkrankheit oder Divertikulitis. Dabei bilden sich in einem Teil des Dickdarms, Divertikel genannte, kleine Ausstülpungen, die sich mit zunehmender Dauer leicht entzünden können. Divertikel findet man bei uns im Darm jedes dritten Menschen über 60, von denen jeder zehnte bis vierte an Divertikulitis erkrankt. „In Afrika ist diese Krankheit fast unbekannt. Dort leiden die Menschen aber auch nicht an Überernährung, sondern eher am Gegenteil, und auch in früheren, nicht so wohlhabenden, Zeiten gab es nur wenige Fälle“, erklärt Dr. Irene Roth, chirurgische Chefärztin des Uerdinger St. Josefshospitals.

Bevor die Patienten bei Frau Dr. Roth auf den Operationstisch kommen, werden sie jedoch meist von Hausärzten oder im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt, um die Entzündung im Darm medikamentös auszukurieren. „Bis sie sich entzünden, spürt man von Divertikeln im Darm gar nichts“, so Dr. Roth. „Eine Entzündung hat dann schnell Symptome wie Schmerzen im linken Unterbauch sowie manchmal auch Fieber zur Folge. Mit Antibiotika können die Symptome zum Verschwinden gebracht werden. Bei stärker betroffenen Patienten stellt sich aber bald wieder der nächste Schub ein“, erläutert die Ärztin den Krankheitsverlauf. „Werden die Abstände der Schübe kürzer, ist eine Operation oft die einzige Lösung. Denn wenn man zu lange wartet, kann die Darmwand an den entzündeten Stellen aufbrechen. Dann sollte man vom Notarztwagen schnellstmöglich zum Operationstisch gebracht werden.“ 

Wenn man als Divertikulitis-Patient Glück hat, wird man von einer erfahrenen Chirurgin wie Dr. Irene Roth operiert, die minimalinvasive Operationen beherrscht. Dabei werden anstatt eines großen Bauchschnitts mehrere kleine Zugänge in die Bauchdecke geschnitten. So wird die Operation für den Patienten viel weniger belastend, und die Heilung schreitet schneller voran. Diese „Schlüsselloch-Operation“ hat auch der 60-Jährige Giuseppe Paratore, den wir im St. Josefshospital besuchen dürfen, gerade vor zwei Tagen hinter sich gebracht. „Vor der OP habe ich dreimal Antibiotika bekommen, aber die Schmerzen gingen davon nie dauerhaft weg“, erinnert er sich. „Jetzt bin ich froh, dass das endlich vorbei ist. Ich habe natürlich noch etwas Schmerzen, aber durfte am Tag nach der OP sogar schon wieder etwas Leichtes essen.“

„Bei Giuseppe Paratore haben wir 40 Zentimeter Dickdarm aus dem sogenannten Sigma-Bereich entfernt“, erklärt Dr. Roth ihre Vorgehensweise. „Dadurch wird die ‚Hochdruckzone‘ des Darms beseitigt, in der die Divertikulitis am häufigsten auftritt. Jetzt sollten keine Entzündungen mehr auftreten.“ Giuseppe Paratore darf das Krankenhaus zehn Tage nach der OP verlassen und kann bald wieder die gute Hausmannskost seiner Frau Irene genießen. „Viele unserer Patienten sind Männer im mittleren Alter zwischen 40 und 60. Herr Paratore zählt also zur Hauptrisikogruppe. Als Maschinenbautechniker übt er eine sitzende Tätigkeit aus, was die Gefahr, an Divertikulitis zu erkranken, noch einmal erhöht hat“, betont die Chefärztin. 

„Als Prävention kann man nur empfehlen, sich faserreich zu ernähren – also mehr Rohkost oder auch gerne mal Sauerkraut anstatt immer nur Fleisch und Teigwaren“, so Dr. Roth, „und dann ist ausreichend Bewegung natürlich das A und O. Das ist zwar keine Garantie, von Divertikulitis verschont zu bleiben, aber man erhält eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit, dass der Darm gesund bleibt.“ Um festzustellen, ob sich im eigenen Darm bereits Divertikel gebildet haben, ist eine Darmspiegelung der sicherste Weg. Diese Untersuchung ist ab 55 Jahren als Darmkrebsvorsorge dringend allgemein empfohlen und wird auch vom Uerdinger St. Josefshospital angeboten. 

Die Aufgabe als Chefärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie hat Frau Dr. Roth zum Jahresbeginn 2019 übernommen. Vorher war sie 15 Jahre leitende Oberärztin des St. Anna Krankenhauses in Duisburg-Huckingen, das ebenfalls zu den Malteser Kliniken Rhein-Ruhr gehört. Dort hat sie sich bereits einen guten Namen als Expertin für minimalinvasive Chirurgie gemacht. Die Weiterbildung zur speziellen Viszeralchirurgie erfuhr sie an der Universitätsklinik in Marburg. Auslandsaufenthalte führten sie vorher unter anderem in Krankenhäuser in Tel Aviv, Johannesburg in Südafrika und Mbale in Uganda. Die 54-jährige gebürtige Münchenerin wohnt seit 2005 in Krefeld. Sie freut sich, Ihren interessanten Beruf jetzt in ihrer Wahlheimat ausüben zu dürfen. 

Malteser Krankenhaus St. Josefshospital, Kurfürstenstr. 69
47829 Krefeld-Uerdingen, Telefon: 02151/452-0
www.malteser-kliniken-rhein-ruhr.de