Sobald das Thermometer die 25-Grad-Marke knackt, zieht es uns Menschen ins Freie wie Motten zum Licht. „Sonne tanken“ nennen wir das. Was erst einmal gesund klingt und sich schön anfühlt, ist allerdings nicht ungefährlich. Denn die Haut muss jetzt Höchstleistungen vollbringen und hat einiges damit zu tun, den Schaden, den die UV-Strahlung der Sonne hinterlässt, wieder zu reparieren. Manchmal schafft sie es nicht – dann kommt es zu langwierigen Hautveränderungen oder gar zu Krebserkrankungen. Wie wir uns jetzt optimal schützen können, erklärt Dr. med. Heinrich Bornemann, der mit seiner dermatologischen Praxisklinik auf der Königstraße ansässig ist.
Der Hauttyp ist ausschlaggebend
„Das Sonnenlicht hat ein großes Spektrum mit elektromagnetischen Wellen im ultravioletten Bereich“, erklärt Bornemann. „Wenn wir uns nur kurze Zeit dem Licht aussetzen, ist das kein Problem. In Abhängigkeit von unserem Hauttyp haben wir jedoch eine spezifische Eigenschutzzeit. Beim Hauttyp 1, also Menschen mit sehr heller Haut, sind das zum Beispiel zehn Minuten. Hauttyp 2 hat eine Eigenschutzzeit von 20 Minuten und so weiter. Sobald dieser zeitliche Richtwert bei direkter Sonneneinstrahlung überschritten wird, entstehen Hautschäden, beginnend mit dem Erythem, also einem Sonnenbrand. Bei wiederholter und längerfristiger Sonneneinstrahlung kommt es zu einem chronischen Lichtschaden in Form von starker Hautalterung bis hin zur Entstehung von Hautkrebs. „Ein dunkler Hauttyp ist weniger anfällig für sonneninduzierte Hauterkrankungen, sofern er sich, gemessen an seiner Eigenschutzzeit, nicht zu lange der Sonne aussetzt“, ergänzt der Dermatologe. Eine regelmäßige Hautkrebsvorsorge, die auch von den gesetzlichen Krankenkassen getragen wird, sollte in jedem Fall vorgenommen werden. Dass Menschen ihrem Körper mit dem Sonnenbad etwas Gutes tun wollen, hört Dr. Bornemann häufig. Die natürliche Vitamin-D-Bildung sei allerdings kein Grund, einen übermäßigen Sonnenkonsum zu betreiben, denn auch indirekte Sonneneinstrahlung versorge den Organismus mit ausreichenden Mengen Licht zur Bildung von Vitamin-D.
Das geschieht in der Haut
Wenn wir uns sonnen, dringt kurzwellige UVB-Strahlung in die Epidermis ein, während UVA-Strahlen in tiefere Hautschichten gelangen. Sprichwörtlich angeheizt durch diese Außeneinwirkung bilden sich vermehrt freie Radikale. Hierbei handelt es sich um natürliche Stoffwechselprodukte, aggressive Moleküle, denen ein Elektron fehlt. Um sich zu stabilisieren, entziehen sie anderen Molekülen Elektronen, was diese schädigt. „Man nennt das oxidativen Stress. Ab einem bestimmten Punkt versagt der natürliche Reparaturmechanismus der Haut, und Krebszellen können entstehen.“
Ein kleines Sonnenschutz-Einmaleins
Wer vor dem Sommerurlaub die Regale der Drogerie nach einem passenden Hautschutz durchsucht, sieht sich nicht nur mit den verschiedensten Darreichungsformen konfrontiert, sondern auch mit der Wahl des passenden Lichtschutzfaktors. Was genau der jedoch bedeutet, wissen die Wenigsten. „Der Lichtschutzfaktor ergibt multipliziert mit dem Eigenschutz den zeitlichen Rahmen, in dem man sich gefahrlos der Sonne aussetzen kann“, erklärt Bornemann. Nach dieser Rechnung könnte eine Person mit Hauttyp 1, also einer Eigenschutzzeit von 10 Minuten, eingecremt mit einem LSF-30-Produkt, 300 Minuten in der Sonne bleiben. „Wichtig ist aber auch, sich richtig einzucremen. Das heißt: 30 Minuten vor dem Sonnenbad, sicherheitshalber alle drei bis vier Stunden wiederholen und zwei Milligramm Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut verwenden. Das ist recht viel“, erläutert Bornemann. „Wir empfehlen, grundsätzlich ein Produkt mit Lichtschutzfaktor 50 zu nehmen. Außerdem sollte der Sonnenschutz zum Hautzustand passen. Wenn die Haut trocken ist, eignet sich eine Creme, bei fettiger Haut besser ein Gel.“ Wer auf Nummer sicher gehen möchte, erhält dermatologisch geprüfte Sonnenschutzprodukte beim Hautarzt oder Apotheker. Die auf vielen Internetseiten empfohlenen natürlichen Sonnenschutzmittel wie Kokos- oder Sesamöl sind laut Dr. Bornemann nicht zuverlässig. Allerdings könne man die Haut von innen beim Sonnenschutz unterstützen, nämlich mit sogenannten Antioxidantien wie Carotinoiden, Vitamin B3 und Vitamin C in Form von Präparaten. Die nötigen Mengen allein durch eine angepasste Ernährung aufzunehmen, ist nur schwer möglich.
Zusätzlich sollte auch auf die richtige Kleidung geachtet werden. Besonders bei Kleinkindern ist textiler Sonnenschutz unerlässlich. „Man spricht von den sogenannten ‚vier Hs‘: Hemd, Hose, Hut und hoher Lichtschutzfaktor. Kindliche Haut ist extrem empfindlich“, warnt Bornemann. Sand, Schnee und Wasser verstärken durch Reflexion die Sonneneinstrahlung auf die Haut. Besondere Vorsicht gilt daher am Strand und in den Bergen.
„Im englischsprachigen Raum gibt es den Spruch ‚Between eleven and three stay under the tree‘. Zwischen elf und drei Uhr nachmittags ist die Sonneneinstrahlung nämlich besonders hoch. Die Südländer machen es richtig, die halten dann Siesta“, erklärt der Dermatologe schmunzelnd. Wer nicht auf ausgedehntes Sonnenbaden verzichten möchte, sollte dies also im Optimalfall auf den späten Nachmittag verlegen – und vorbereitend großzügig die Haut eincremen. Treten nach Sonnenexposition Hautreaktionen wie die sogenannte Sonnenallergie auf, sollte zeitnah ein Hautarzt aufgesucht werden.
Klinik Königstraße Krefeld GmbH, Herr Dr. med. Heinrich Bornemann,
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