Prostatakrebs ist eine der meistunterschätzten Krankheiten weltweit. Um die Aufmerksamkeit für die Männererkrankung zu steigern, wurde vor elf Jahren im australischen Adelaide die Fundraising-Aktion „Movember“ (Wortkreuzung aus „moustache“ (= Schnurrbart) und „November“) ins Leben gerufen. Die Idee: Jedes Jahr im November lassen sich Männer Schnurrbärte wachsen, um Spenden für die Erforschung und Vorbeugung von Männerkrankheiten zu sammeln. Diesen Anlass möchte auch das HeliosKlinikum Krefeld nutzen, um sich für die Früherkennung von Prostatakrebs einzusetzen. 

Die Prostata: Eine kleine Drüse mit großen Aufgaben
Die Prostata ist eine männliche Geschlechtsdrüse. Sie liegt unterhalb der Harnblase und hat in etwa die Größe einer Kastanie. Das kleine Organ, auch Vorsteherdrüse genannt, produziert die Samenflüssigkeit, die unerlässlich für die Funktionalität des Samenergusses ist. Das Prostatasekret wird bei der Ejakulation in die Harnröhre abgegeben und vermischt sich dort mit den Spermien. Es schützt sie vor dem sauren Scheidenmilieu und erhöht so ihre Überlebenschancen auf dem Weg zur Eizelle. Zudem wirkt das Sekret durch ein spezielles biogenes Amin bewegungsanregend auf die Spermazellen und macht das Ejakulat durch einen weiteren enthaltenen Stoff, genannt prostataspezifisches Antigen, kurz PSA, dünnflüssiger. Ohne Prostata wird keine Samenflüssigkeit produziert und der Mann ist nicht mehr in der Lage, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen.

Früh erkennen, rechtzeitig handeln
„Prostatakrebs ist eine extrem häufige Männererkrankung und neben Lungen- und Darmkrebs eine der am häufigsten zum Tode führenden Krebsarten“, so Chefarzt der Urologie und Leiter des Prostatazentrums des Helios Klinikum Krefeld, Prof. Dr. Martin Friedrich. Bei nahezu jedem zweiten Mann über 50 treten Veränderungen der Prostata auf. Diese können harmlos sein, eine gutartige Vergrößerung der Drüse, die auf Blase und Harnröhre drückt und so häufigen Harndrang sowie einen schwächeren Harnstrahl zur Folge hat. Beim Prostatakarzinom handelt es sich um eine bösartige Geschwulst, die aufgrund ihrer Entfernung zur Harnröhre oft lange unbemerkt bleibt. Zu Symptomen wie den eben genannten kommt es also erst dann, wenn der Tumor schon eine heikle Größe erreicht hat. Und diese werden von Betroffenen häufig als „normale Alterserscheinungen“ abgetan. 

Je früher Prostatakrebs festgestellt wird, desto besser sind also die Chancen für eine vollständige Heilung. Ziel sollte deshalb sein, so früh regelmäßige Untersuchungen vornehmen zu lassen, dass die Prostataerkrankung noch heilbar ist. „Ab Anfang Vierzig steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Ich empfehle daher, ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Früherkennungsuntersuchung zu gehen“, so Friedrich. Diese ist vielen Männern ein Graus. Da die Prostata an den Mastdarm grenzt, erfolgt ein manueller rektaler Tastbefund. Der Routineeingriff sei allerdings nicht schlimm und dauere nicht lange, versichert Professor Friedrich. Zusätzlich wird Blut abgenommen, um die PSA-Werte zu ermitteln. Das PSA ist ein wichtiger Marker zur Früherkennung von Prostatakrebs. Dabei ist ein erhöhter PSA Wert aber nicht zwangsläufig durch ein Prostatakarzinom bedingt. Auch gutartige Erkrankungen wie eine Entzündung oder eine vergrößerte Prostata können den PSA-Wert erhöhen. Die Diagnosestellung des Prostatakarzinoms erfolgt über eine Gewebsentnahme aus der Prostata. Sofern eine Krebserkrankung festgestellt wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiter zu verfahren. Bei Tumoren in einem sehr frühen Stadium wird zumeist die Active Surveillance-Methode (aktive Überwachung) angewandt, bei der der Fortlauf der Erkrankung zunächst nur regelmäßig kontrolliert und noch nicht behandelt wird. Dadurch kann eine definitive Therapie bis zu mehreren Jahren hinausgezögert werden. Eine zweite Möglichkeit ist die Therapie, bei der die Bildung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron verhindert wird. „Testosteron ist der Treibstoff für das Prostatakarzinom. Bei der Hormonbehandlung wird vom Körper des Patienten kein Testosteron mehr produziert, und das Wachstum des Tumors ist gehemmt“, erklärt Martin Friedrich. Durch diese Therapie kann der Tumor auch in einem fortgeschrittenen Stadium über einen Zeitraum von Jahren unter Kontrolle gehalten werden. Leider „lernt“ das Prostatakarzinom über die Zeit, sich auch ohne Testosteron weiterzuentwickeln. Man spricht dann von einem hormonrefraktären Prostatakarzinom. Auch für diese Krankheitssituation gibt es gute und gut verträgliche Therapien, zum Beispiel eine Chemotherapie.

Ziel der Früherkennung ist es, den Tumor in einem frühen Stadium zu diagnostizieren, in dem durch eine operative Entfernung der Prostata oder durch eine Strahlentherapie eine definitive Heilung erfolgen kann. Wenn die Tumorsituation es zulässt, wird der Eingriff potenzschonend durchgeführt, so dass die einzige Einschränkung für den Patienten der Verlust des Samenergusses, nicht aber der Erektion ist. Am Helios Klinikum Krefeld werden die entsprechenden Eingriffe in der urologischen Abteilung vorgenommen. Obschon Prof. Friedrich in seiner Position erst dann tätig wird, wenn bereits eine Krebserkrankung vorhanden ist, möchte er für eine größere Bekanntheit der Prostata und der mit ihr verbundenen Risiken sorgen. „Prostatakrebs ist eine Sache des Bewusstseins. Und vielen ist eben nicht bewusst, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, ein Prostatakarzinom zu bekommen“, so der Urologe, der auch an der Movember-Bewegung teilnimmt. Der Schnurrbart wurde über die letzte Oktoberwoche liebevoll herangezüchtet und setzt nun ein Zeichen für die kleine Drüse, die den Mann zum Mann macht.

Helios Klinikum Krefeld, Lutherplatz 40, 47805 Krefeld,  Tel: 02151- 320, E-Mail: info.krefeld@helios-gesundheit.de.

Mehr über die Prostata und die Erkrankung Prostatakrebs erfahren Sie unter www.urologenportal.de. Alles zum deutschen Movember finden Sie auf der Internetseite https://de.movember.com.