Nicht wenige werdende Mütter kennen das: Der positive Schwangerschaftstest, der erste Ultraschall, der erste Herzschlag des Kindes – spätestens jetzt kommt die Frage auf „Wo finde ich eine Hebamme, die mich und das neue Leben während der nächsten Monate und über die Geburt hinaus begleitet?“. Eine Telefonnummer nach der anderen wird gewählt, und oft werden einige Absagen wegen Ausbuchung entgegengenommen, bevor man eine verfügbare Geburtshelferin findet – wenn überhaupt.

„Das Problem ist, dass es so wenige von uns gibt“, erläutert Sarah Rox, Teammitglied der Hebammenpraxis WiegenNest. Immer weniger Frauen wollten diesen Beruf ergreifen, und von diesen im doppelten Sinne Nachwuchskräften strebte der größte Teil ein Angestelltenverhältnis in einer Klinik an. Freie Hebammen seien daher eine schwindende Berufsgruppe. Ein Blick auf die von der Stadt Krefeld zum vergangenen Jahr veröffentlichten Daten bestätigt das beschriebene Missverhältnis: Auf 1.870 gemeldete Neugeborene kommen 25 selbstständige Expertinnen für alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (Stand: Mai 2017). Wiederum abschreckend für Interessentinnen seien die hohen Versicherungskosten für die berufliche Haftpflicht: „Sie bewegen sich im hohen vierstelligen Bereich und sind vergleichbar mit denen eines niedergelassenen Arztes“, weiß Sarah Rox zu berichten, und ihre Kollegin Isabell Bordag ergänzt: „Allerdings sind die Einkommensverhältnisse einer Hebamme und eines Arztes absolut nicht vergleichbar!“ Entschließt sich eine Hebamme, die Geburtshilfe aus ihrem Portfolio auszuklammern, verringern sich die Kosten, jedoch nicht in einem erheblichen Maße. Verena Klapproth verdeutlicht das Zustandekommen der horrenden Summen: „Man muss es sich so ähnlich wie die Rentenkasse vorstellen: Aufgrund des demographischen Wandels gibt es dort sehr viel mehr Empfänger als Einzahler. Bei uns werden aus dem gemeinsamen Topf Fälle abgegolten, die mitunter viele Jahre zurückliegen und bei denen die Bedarfshöhe mit steigendem Alter des Kindes, für das gehaftet werden muss, angepasst wird – und das von weniger werdenden Beitragspflichtigen.“

Wertvolle Arbeit mit niedriger Beachtung
Dass sich an diesem Zustand auch langfristig nichts ändern werde, davon sind die vier aufgeschlossenen Damen der Hebammenpraxis WiegenNest überzeugt. „Wir haben einfach keine Lobby!“, betont Sarah Rox resigniert und fügt hinzu: „Unsere Tätigkeit findet fernab der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit statt: Wir kommen aufs Tableau, wenn man die Schwangerschaft feststellt und sind ein gutes Jahr später nach dem Wochenbett oder der Beikost-Einführung wieder aus dem Sinn.“ Dies sei nicht ausreichend, um gerade in den Medien präsenter zu sein. Zwar werde über die prekäre Lage selbstständiger Hebammen berichtet, nur befasse sich die breite Leser- und Zuschauerschicht nicht ernsthaft mit ihr. Sarah Rox fährt fort: „Wenn eine namhafte Gewerkschaft streikt, betrifft dies einen größeren Teil der Bevölkerung, und entsprechend werden die Nachrichten gemeldet. Wurde schon einmal über einen Hebammenstreik berichtet? Streiken wir überhaupt? Selbstverständlich nicht.“ Die Selbstständigkeit bringe auch Einnahmeausfälle mit sich, merkt Isabelle Bordag an: „Krankheit oder Urlaub bedeuten einen Tag, an dem wir nichts verdienen. Die Fixkosten – neben der Berufshaftpflicht auch unsere Einzahlungen in die gesetzliche Renten- und Krankenkasse – bleiben aber gleich.“

Persönliche Erfüllung durch große Nähe
Nach so vielen unschönen Hintergrundinformationen über die unerfreuliche Lage des Berufsstandes mit jahrhundertelanger Tradition bleibt die Frage, warum sich eine junge Frau überhaupt dazu entschließt, von einem Krankenhaus unabhängig zu arbeiten. „Ganz einfach“, lacht Anja Schennach, die vierte im Bunde der Hebammenpraxis WiegenNest, „wir können die Nächte durchschlafen!“ Diese nicht nur, aber auch ernst gemeinte Bemerkung steht als Sinnbild dafür, dass sich auf diese Weise Beruf und Familie vereinen lassen. Anja Schennach: „Wir können unsere Termine für Hausbesuche so einteilen, dass wir auch für unsere eigenen Kinder da sein können.“ Neben diesem privaten Aspekt sei jedoch vor allem von großer Bedeutung, dass man die Schwangeren und deren Umfeld sehr eng begleite. „Wir bieten in unserer Vor- und Nachsorge all das an, was ein Frauenarzt auch leistet, mit Ausnahme des Ultraschalls. Aber meistens haben wir noch mehr in unserer ,Trickkiste‘“, legt Verena Klapproth dar und ergänzt: „Bei allen Beschwerden, die innerhalb einer Schwangerschaft auftreten können, haben wir viel Wissen über die so genannten ,Hausmittelchen‘ und können gut einschätzen, welche bei unseren Patientinnen wirken, gerade weil wir sie häufig sehen.“ Spätestens beim zweiten Kind sei man schon fast ein Familienmitglied, und gerade diese Herzlichkeit, die das freudige Ereignis einer Geburt mit sich bringt, mache die Profession zu einer überaus erfüllenden. Auch Themen wie Still- und Trageberatung sowie KTaping® werden in der Hebammenpraxis WiegenNest groß geschrieben. Grundsätzlich steht das Team dafür ein, dass es einander vertritt, sofern ein Mitglied nicht verfügbar ist, wodurch eine Betreuung auch in Ferienzeiten oder an Feiertagen wie Weihnachten gewährleistet ist. Da sich alle jedoch einig sind, Schwangere und Wöchnerinnen nicht im Akkord ,abzuarbeiten‘, sondern sich ausreichend Zeit für alle Belange zu nehmen, sind auch hier die Kapazitäten beschränkt: „Wir setzen auf Qualität und nicht auf Quantität.“ Angesichts der Besorgnis erregenden Lage freier Hebammen verdient eine solche Aussage große Hochachtung und zeugt davon, dass werdende Mütter im WiegenNest von besten Händen auf die kommenden Ereignisse vorbereitet und während dieser einzigartigen Zeit versorgt werden. 

Hebammenpraxis WiegenNest, Widdersche Straße 278, 47804 Krefeld
Telefon: 02151 / 32 58 990, E-Mail: info@hebammenpraxis-WiegenNest.de, www.hebammenpraxis-WiegenNest.de