Alle Jahre wieder – nein, wir wollen jetzt noch nicht an Weihnachten denken. Aber an ein anderes, in der dunklen Jahreszeit regelmäßig wiederkehrendes Phänomen: die Winterdepression. Dr. Jan Dreher, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Krefelder Klinik Königshof, erläutert die als „Saisonal-affektive Störung (SAD)“ anerkannte Erkrankung: „Es handelt sich meist um leichte bis mittelgradige, selten schwere depressive Episoden. Die Patienten sind nicht bodenlos verzweifelt, aber sie leiden unter ihrer Kraft- und Lustlosigkeit. Oft sind sie so antriebsschwach, dass sie ihren Alltag kaum bewältigt bekommen.“ Häufig kämen die Menschen morgens „nicht aus dem Quark“, so Dr. Dreher, denn, so erklärt der Chefarzt weiter: „Wie bei den Depressionen mit ernsterem Verlauf ist beim Winterblues die Chronobiologie gestört, der natürliche Tagesrhythmus. Die Leute haben morgens ein Tief, ab dem späten Nachmittag erst geht es ihnen dann besser. In der Nacht haben sie meist Schlafstörungen.“

Genau erforscht ist die Ursache dafür nicht, aber Lichtmangel verändert erwiesenermaßen die neurologischen Abläufe. In den nördlichen, lichtärmeren Ländern kommen Winterdepressionen besonders häufig vor . „Wir behandeln Herbst- und Winterschwermütige erfolgreich mit der Lichttherapie. Bei einer Lichtstärke von etwa 10.000 Lux, die ein Hundertfaches der üblichen Zimmerbeleuchtung bietet, können die Betroffenen bei uns Licht ‚tanken‘ . “ Die meisten Patienten werden ambulant behandelt; wenn eine Herbstdepression immer wieder kommt oder sehr belastend ist, stehen auch psychotherapeutische Hilfe und Medikamente zur Verfügung: „Das sind Antidepressiva, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. Die hellen die Stimmung auf, wirken aktivierend und angstlösend. In den meisten Fällen sind sie aber nicht nötig“ , betont Dr. Dreher. Der 46-Jährige sieht den Novemberblues in seinen harmloseren Ausprägungen eher als etwas „Lästiges“ denn als etwas Dramatisches, und er rät zu mehr Gelassenheit im Umgang damit. „Das Zauberwort heißt Aktivierung. Man kann ganz viel selbst gegensteuern – und vorbeugen“ , weiß Dr. Dreher. Wenn jetzt die Blätter fallen, nicht hinterm Fenster stehen und melancholisch werden, sondern lieber rausgehen und den Wechsel der Jahreszeiten ganz unmittelbar erleben und genießen. Gerade wenn die Tage kürzer und dunkler werden und es auch immer ungemütlicher draußen werde, kostet das oft Überwindung. Dennoch rät Dr. Dreher dazu, auch bei Regen und Kälte draußen zu spazieren, Rad zu fahren oder Sport zu treiben, so oft es geht. „Sogar bei bedecktem Himmel ist das Licht draußen sehr viel intensiver als Kunstlicht drinnen und wirkt gegen Verstimmungen“ , betont der Arzt. Wenn dann noch regelmäßige Bewegung an der frischen Luft dazukomme, habe der Winterblues meist keine Chance mehr. 

Klinik Königshof, Am Dreifaltigkeitskloster 16, 47807 Krefeld; Tel. 02151-82339000, www.klinik-koeningshof-krefeld.de