Viktoria Giesen ist eine Kämpferin: Sie hat Mut, sie hat Biss und inzwischen hat sie auch ziemlich starke Beine. Selbstständig hat sie das moveo angeschrieben und um eine Geschichte gebeten. „Ich möchte Menschen aufrütteln, anzufangen“ , sagt der angehende Sportcoach. „Lass deine eigene Komfortzone hinter dir und wage einmal etwas. Denn zu laufen ist immer schneller, als zu stehen.“
Es war im Dezember letzten Jahres, als Viktoria Giesen für sich eine Entscheidung getroffen hat. Im Juli 2017 , sieben Monate später, möchte sie zum ersten Mal an einem Alpine-Geländelauf teilnehmen. Ausgesucht hat sie sich den Gletscherwelt Trail des Gross-Glockner-Ultra-Trails: Auf 1000 Meter Höhe geht es vom Berghotel Rudolfshütte in Uttendorf in Österreich durch Schnee, über Steine und Felsen kletternd und auf unbefestigten Wegen laufend bis zum 31 Kilometer entfernten Kaprun. „31 Kilometer klingen ja erstmal nach nicht viel, aber für mich als normale Läuferin, die bisher nur über befestigte Wege gelaufen ist, sind die Höhenmeter und der Zustand der Laufstrecke eine besondere Herausforderung“ , erzählt Giesen. „Da reicht das Training in der normalen Komfortzone nicht aus.“
Schon in der Schulzeit hat die 28-Jährige begonnen zu joggen, um den Kopf während der Prüfungsphasen frei zu bekommen, den Körper zu stärken und um an der frischen Luft zu sein. Drei bis vier Mal in der Woche zieht sie ihre Laufschuhe an und startet. Im Dezember stellt sie dann ihren Trainingsplan um: Statt die gewohnten Wege zu laufen, beginnt sie, an der Halde Norddeutschland zu trainieren. Auf der Himmelstreppe werden nicht nur 359 Stufen absolviert, sondern auch 52 Höhenmeter überbrückt. Zusätzlich beginnt die Sportlerin, ihre Muskulatur auf die ungewöhnlichen Laufwege vorzubereiten: Mehrmals in der Woche trifft sie die Jungs vom Outdoor Gym im Krefelder Stadtwald. „Durch einem Skiunfall fehlt mir an einem Knie ein Kreuzband. Wenn mein Knie auf den steinigen Wegen wegrutscht, ist alles für mich gelaufen“ , erklärt sie. Kein Grund, der sie gänzlich abhalten könnte, aber eine gute Muskulatur sei für ihr Vorhaben unabdingbar.
An sieben Tagen in der Woche wird unter freiem Himmel trainiert, immer mit dabei sind Freund Alexander Stehr und Hund Bruno. „ So ein extremes Zeitpensum für den Sport zu investieren und dabei eine funktionierende Partnerschaft zu haben, ist nur möglich, wenn beide Spaß am Sport haben“ , sagt die 28-Jährige. „Alex hat vor Dezember mit dem Laufen gar nichts am Hut gehabt.“ Aber Alexander Stehr schlägt sich tapfer: Er ist, so ist sich Viktoria Giesen sicher, das beste Beispiel dafür, dass anzufangen der erste Schritt zum Erfolg ist. Brauchte er, so berichtet er lachend, bildlich in den ersten Wochen nach zwei Kilometern noch ein Sauerstoffzelt, schafft er im März die zehn Kilometer beim Venloop im benachbarten Holland in unter einer Stunde. Auch im Gelände trainiert das Paar nun gemeinsam: Am Wochenende geht es zum Hülser Berg, in die Wälder rund um Krefeld oder eben auf die Halde nach Neukirchen-Vluyn. Neben den Kilos purzelt auch die Anspannung: Vorfreude ersetzt die Angst, den anstrengenden österreichischen Lauf nicht zu schaffen.
Im Juli ist es dann so weit: Alexander Stehr und Viktoria Giesen reisen nach Österreich. Nur Viktoria wird an den Start gehen, ihr Partner und Hund Bruno unterstützen sie bei der Vorbereitung: Gemeinsam lernen sie das Gelände kennen und absolvieren Probeläufe. Am Renntag herrscht Ernüchterung beim frühen Aufstehen: Es regnet. Zusätzlich verletzt sich die Laufpartnerin der Krefelderin auf halber Strecke. „Was ich mir vorgenommen habe, wird aber geschafft“ , sagt Giesen selbstbewusst. Und nach acht Stunden, großen Herausforderungen durch Schnee und nasse Steine und fantastischen Ausblicken über das wunderschöne Österreich erreicht Viktoria Giesen das Ziel. „Vor sieben Monaten hätte ich nie darüber nachgedacht, dass ich das schaffe“ , sagt der angehende Sport- und Fitnesscoach. „Wenn du an dich glaubst und einen ersten Schritt machst, kannst du eben alles schaffen. Das ist ein fantastisches Gefühl.“
Gemeinsam hat das sportbegeisterte Paar schon das nächste Ziel im Blick – diesmal soll auch Alexander Stehr mitlaufen. Ende September werden die Krefelder 100 Kilometer von Köln bis zur Eifel in 24 Stunden durchs Gelände zurücklegen. Es wird auch hier über Stock und Stein gehen, Höhenmeter müssen überbrückt, das Wetter bewältigt und die Nacht bekämpft werden. „Wer sich einmal hinsetzt, steht nicht mehr auf“ , sagt Stehr lachend. „Aber das ist ja auch nicht unsere Idee.“ „Wir gehen los“ , betont Viktoria Giesen energisch. „Und dann gehen wir immer weiter und kommen auch an. Dieser Gedanke zählt.“
Viktoria Giesen ist angehender Fitnesscoach und Personaltrainerin. Verfolgen Sie Ihre Geschichte auf Facebook www.facebook.de/mysportygreenlife oder auf Instagram www.instagram.com/mysportygreenlife.