Studie untersucht Haltungsschäden bei Berufsmusikern

Sobald sie mit dem Bogen ihre Geige bespielt, verändert sich ihr Gesicht: Anne Kussmaul sieht entspannt und gelöst aus. Doch sobald sie die Musik nicht mehr gefangen nimmt, kommen die Schmerzen zurück: Seit einem Sehnenanriss hat die Profimusikerin mit Beschwerden zu kämpfen, die sie auch in Ruhezeiten belasten.  Über Empfehlungen erreichte sie Dr. Florian Danckwerth, den Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerzklinik am Meerbuscher St. Elisabeth Hospital. Nach aufreibenden Läufen zu unterschiedlichen Ärzten und Therapeuten hofft sie, hier Hilfe zu finden.

Dr. Danckwerth behandelt regelmäßig Profimusiker, mit den Abläufen in der Berufsmusik ist er vertraut. In einer eigenen, weiterführenden Studie hat er die Belastungen von Berufsmusikern untersucht: Die Musiker zeigten je nach Instrument unterschiedliche Beschwerden, diese sind aber nicht als Berufserkrankung anerkannt. Hilfe benötigen sie trotzdem.

„Die Violine oder Geige ist ein gutes Beispiel“ , erläutert der Chefarzt. „Das Instrument wird zwischen Kinn und Schlüsselbein gehalten, oft mit geneigtem Kopf. Die Arme sind erhoben, die Schultern über einen langen Zeitraum in gleicher Haltung. Dadurch sind sowohl Muskeln, Sehnen und Nerven als auch das Skelett von der unnatürlichen Haltung betroffen.“ Oft sind es viele Stunden täglich, in denen die Musiker die belastende Haltung annehmen – nicht nur während der Auftritte, sondern auch bei zahlreichen Proben und Trainings. Dadurch entwickeln sich Fehlhaltungen und Belastungsbeschwerden.

„Bei etwa 70 Prozent der Berufsmusiker treten während des Spiels Schmerzen auf“ , weiß Florian Danckwerth. Über die Hälfte von ihnen hat Probleme in der Hals-, etwa ein Drittel in der Lendenwirbelsäule. Der Brustwirbel-Bereich ist am seltensten betroffen. „Schwierig ist, dass die Symptome so unterschiedlich sind“ , macht der Chefarzt deutlich. Dazu gehören nicht nur Schmerzen in Körperteilen, sondern auch Steifheitsgefühl im Nacken, Schwindelattacken bis hin zu Hör-, Seh- und Schluckstörungen. Aber auch motorische Störungen, sensorische Probleme, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche und Gereiztheit können auftreten. 

Geige- und Bratsche-Spieler hat Dr. Danckwerth speziell in seiner Studie untersucht: Die Beschwerden, unter denen Anne Kussmaul leidet, sind in dem Instrumentenbereich keine Seltenheit. Der Chefarzt hat MRT-Bilder von Profimusikern mit und ohne Schmerzen gegenübergestellt und diese noch einmal mit den Aufnahmen von Nicht-Musikern verglichen. So sieht er, welche Beeinträchtigungen typisch und dem Instrument geschuldet sind. In seiner Schmerzklinik behandelt der Arzt die Musiker individuell und konservativ: Operationen, die den Berufsmusikeralltag langfristig beeinträchtigen könnten, versucht er, so lang wie möglich herauszuzögern.

Auch bei Anne Kussmaul setzt er spezielle physiotherapeutische und ergonomische Übungen in Verbindung mit Pendelbewegungen der Schulter und Kyrotherapie ein. Dr. Danckwerth ist sich sicher: „Ein operatives Vorgehen wird sich sehr wahrscheinlich so vermeiden lassen.“

St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank, Hauptstraße 74 – 76 in 40668 Meerbusch. Telefon: 02150 9170, www.rrz-meerbusch.de