Vor zehn Jahren wäre dieser Patient ein sicherer Todeskandidat gewesen – mit seinem schweren, spät erkannten Lungenkrebs. Der Krefelder hatte schon Metastasen in den Lymphknoten außerhalb der Lunge. Doch jetzt, fünf Jahre nach Chemotherapie, Operation und Bestrahlung, lebt er immer noch. Dr. Manuel Streuter, Chefarzt der Pneumologie am Helios Klinikum Krefeld, hat den inzwischen 74-Jährigen kürzlich wieder nachuntersucht: „Dem Mann geht es gut; er ist sehr wahrscheinlich von seinem Lungenkrebs geheilt!“

Dr. Streuter berichtet von der „regelrechten Revolution“ , die es in den letzten sieben Jahren in nahezu allen Bereichen der Krebsmedizin gegeben hat. Priv.-Doz. Dr. Chalid Assaf, Chefarzt der Hautklinik, bestätigt die ermutigende Entwicklung: „Der schwarze Hautkrebs ist ein Paradebeispiel für die enormen Fortschritte, die die Medizin machen konnte.“ Auch der Dermatologe erzählt von einem Patienten mit schwarzem Hautkrebs, der schon eine Metastase im Gehirn hatte. Früher hätte er eine Überlebensprognose von wenigen Monaten gehabt. „Durch die Kombination einer neuen Immuntherapie mit der neurochirurgischen Entfernung der Hirnmetastase lebt der Patient nun seit einigen Jahren tumorfrei“ , so Dr. Assaf. 

Immuntherapie: Hilft dem Körper bei der Selbsthilfe Die Immuntherapie ist eine relativ neue Behandlungsmethode. Dr. Assaf erklärt, dass Krebszellen dem Immunsystem auf verschiedene Weise ausweichen können. Diese Ausweichmechanismen können mithilfe der modernen Immuntherapie gezielt ausgeschaltet werden. Intensiv erforscht würden auch sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die im HOZ Krefeld in Studien und teils in der Routine eingesetzt werden. Zugelassen sind diese Medikamente in Deutschland beispielsweise schon beim malignen Melanom, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, Morbus Hodgkin (einer Form des Lymphdrüsenkrebses) und Nierenkrebs. Bei den Patienten, deren Tumor gut auf die Immuntherapie anspricht, kann die Erkrankung häufig für eine lange Zeit unter Kontrolle gehalten werden.

Zielgerichtete Therapie Auch in der neuartigen „zielgerichteten Therapie“ (targeted therapy) gibt es Erfolge. Durch die Kenntnis genetischer Mutationen, die den Krebszellen einen Wachstums- und Überlebensvorteil gegenüber den ‚normalen‘ Zellen verschaffen, kann man nun exakt in die molekularen Schlüsselprozesse der Krebszellen eingreifen. Zielgerichtete Arzneistoffe können beispielsweise die Neubildung der tumorversorgenden Blutgefäße hemmen oder das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen blockieren.  „Die Wirkstoffe richten sich gegen spezifische Angriffspunkte, die in Tumorzellen vorkommen. Stark belastende Nebenwirkungen, wie sie etwa bei einer Chemotherapie auftreten können, werden so vermieden oder erheblich reduziert“ , fasst Dr . Assaf zusammen. Aber auch die etablierten Behandlungsmethoden Operation, Bestrahlung und Chemotherapie sind in den letzten Jahren verfeinert worden und können genauer und schonender auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden. 

Kurze Wege für Versorgung und Information im HOZ Mithilfe moderner bildgebender Diagnostik wie der Positronen-EmissionsTomographie (PET), die am Helios bereits seit sechs Jahren eingesetzt wird, kann man die Ausdehnung des Tumors präzise erkennen. Das Institut für Pathologie am Klinikum verfügt zudem über alle technologischen Möglichkeiten, an Gewebeproben des Tumors innerhalb von 48 Stunden sämtliche genetischen Untersuchungen durchzuführen. Darauf wird die Therapie aufgebaut; geplant und besprochen von den Kollegen aller Fachdisziplinen der Krebsdiagnostik und -therapie. Dr. Assaf erklärt das sogenannte Tumorboard: „Wir diskutieren wöchentlich alle Fälle von Tumorerkrankungen. Das bedeutet, dass immer die gesammelte Expertise unseres Hauses für jeden Patienten in Anspruch genommen wird.“ So könne jeder einzelne Tumorpatient aus verschiedenen Perspektiven multiprofessionell betrachtet und die für ihn optimale Versorgung gefunden werden. 

HOZ betrachtet Patienten interdisziplinär und ganzheitlich Bei den vielfältigen Formen, Schweregraden, Stadien, Diagnosemethoden und Behandlungskombinationen von Krebs ist eine ganzheitliche und interdisziplinäre Betreuung entscheidend. Dafür sind die Krefelder Ende September von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) als „Helios Onkologisches Zentrum (HOZ)“ zertifiziert worden. Das bedeutet, dass die Experten vom Brustzentrum, Gynäkologischen Krebszentrum, Darmkrebszentrum, Hautkrebszentrum, Kopf-Hals-Tumorzentrum, Lungenkrebszentrum und Prostatakrebszentrum nun „von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) in den kleinen Kreis der Onkologischen Zentren Deutschlands aufgenommen worden“ sind und Krefeld jetzt als Maximalversorger das „einzige zertifizierte Krebszentrum am Niederrhein ist, das alle Organzentren umfasst, die von der DKG zertifiziert werden können“

Dr. Streuter, seit 1987 am Krefelder Klinikum (früher: Städtische Kliniken) tätig, betont, dass trotz der Größe der Klinik der Mensch im Mittelpunkt stehe: „Unser hohes medizinisches Niveau ist das eine, aber auch unsere speziell weitergebildeten onkologischen Fachpflegekräfte leisten im Behandlungsteam einen wesentlichen Beitrag. Ebenso wichtig sind uns die psychologische und menschliche Unterstützung unserer Patienten und deren

 

Angehöriger zu jedem Zeitpunkt der Therapie, auch und gerade dann, wenn eine Heilung nicht möglich ist. Hier arbeiten wir eng mit der psycho-onkologischen Abteilung der Klinik Königshof, Physiotherapeuten, Ernährungsberatern und dem Sozialdienst zusammen. Eine enorm wichtige Rolle spielen dabei auch die Selbsthilfegruppen.“ Weitere externe Partner aus der Region wie niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser, ambulante Palliativ-Pflegedienste und Hospize helfen mit. Denn trotz der vielen ermutigenden Heilungserfolge sei „Krebs immer noch eine Killer-Krankheit“ , gegen die man den Kampf nur mit vereinten Kräften führen könne.

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