Die gutartige Vergrößerung der Prostata, die sogenannte benigne Prostatahyperplasie, ist ein Männerleiden, das mit zunehmendem Alter häufig auftritt. Die Prostata fasst im Idealfall 28 bis 30 Milliliter und sitzt unterhalb der Harnblase. Ist sie vergrößert, drückt sie auf die Harnröhre. Dieser physiologische Alterungsprozess kann zu erheblichen Beschwerden führen. Jeder Zweite der über 50-Jährigen ist betroffen. „Doch nicht jede Hyperplasie ist behandlungsbedürftig“, weiß Prof. Martin Friedrich, Chefarzt der Urologie am Helios Klinikum zu beruhigen. „Oft merken die Betroffenen eine Vergrößerung der Vorsteherdrüse erst, wenn sie in der Folge Probleme beim Wasserlassen bekommen und nachts häufiger raus müssen. Das beeinträchtigt natürlich die Lebensqualität. In schwereren Fällen treten durch in der Blase verbleibenden Restharn Entzündungen oder auch Nierenprobleme auf.“ In solch ernsteren Fällen hilft auch eine sonst übliche medikamentöse Behandlung nicht mehr weiter. „In der Regel richtet sich der Behandlungsbedarf aber nach dem Leidensdruck des jeweiligen Patienten“, so der Chefarzt, denn schmerzhaft seien die Symptome oft nicht. Die Standardtherapie heute besteht in der operativen Verkleinerung, die in der Regel minimal-invasiv erfolgt. Hierbei wird die Prostata durch die Harnröhre von innen ausgehöhlt. Nur selten ist eine offene Operation durch die Bauchwand notwendig. Hierdurch kommt es zu einer raschen Verbesserung der Symptome beim Wasserlassen.
Neben der Standardtherapie wird derzeit am Helios Klinikum Krefeld ein neues interventionelles Verfahren zur Behandlung der vergrößerten Prostata evaluiert: die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE). „Hierbei werden über einen Katheter winzige Kügelchen in die Arterien der Prostata eingeschwemmt. Diese Kügelchen sorgen dafür, dass die Arterien verstopfen und die Sauerstoffversorgung der Vorsteherdrüse unterbrochen wird“, erläutert Chefarzt Prof. Marcus Katoh, Spezialist auf dem Gebiet der interventionellen Radiologie. Durch die so herbeigeführte kontrollierte Embolie soll die Drüse schrumpfen. Dann lässt der Druck auf die Harnröhre nach. Der etwa eineinhalb stündige Eingriff wird bei örtlicher Betäubung durchgeführt. Das einzige, was „Mann“ merkt, ist die Reaktion auf das Kontrastmittel. Ein Druckverband sowie ein Tag Bettruhe, mehr Nachbehandlung ist in der Regel nicht notwendig.
Um sich im Arterienwald des Beckens nicht zu verirren, fertigen die behandelnden Radiologen bevor es losgeht mithilfe der 2015 neu installierten Zwei-Ebenen-Angiographie-Anlage ein dreidimensionales Bild der kleinsten Verästelungen der Blutbahnen an. „Dank dieser 3-D-Aufnahmen können wir innerhalb kürzester Zeit eine Art Road-Map erstellen, die uns den direktesten Arterien-Weg zur Prostata weist“ , führt Prof. Marcus Katoh aus. Der Patient kann, vorausgesetzt er möchte, das Prozedere über einen Bildschirm verfolgen. Katoh ist selbst beeindruckt von dieser neuen und, wie die ersten Erfahrungen gezeigt haben, vielversprechenden Methode: „Wir sind relativ früh auf diesen Zug aufgesprungen, da das Konzept so einleuchtend ist. Zudem gibt uns die hier im Klinikum vorhandene Technik zusätzliche Sicherheit in der Durchführung. So können wir eine hochwertige interventionelle Behandlung guten Gewissens hier im Prostatazentrum anbieten. Mit der PAE steht uns eine innovative Methode zur Verfügung, die im besten Fall bereits komplett ausreicht, um vorhandene Beschwerden zu beseitigen und dabei den Weg eines chirurgischen Eingriffes nicht verbaut“, so der Chefradiologe. Welche Patienten am meisten von der PAE profitieren, ist derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Erfolgschancen höher sind, wenn die Prostata stark vergrößert ist“ , so der Experte. Denn dann sei der arterielle Zugang dank kräftigerer Gefäße leichter. Um jedem Patienten individuell die Methode anbieten zu können, die das beste Ergebnis bei der gleichzeitig geringsten Belastung darstellt, arbeitet das interdisziplinäre Team im Prostatazentrum eng zusammen. Eine Kooperation, von der Betroffene besonders profitieren.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.helioskliniken.de/krefeld/pae
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