Mit der landläufigen Vorstellung von einer „WG“ hat das Leben der acht Frauen und zwei Männer in der Senioren-Wohngemeinschaft in der Hansastraße in Krefeld nicht viel gemein: Keine schmuddeligen Sperrmüllmöbel, kein unübersichtliches Kommen und Gehen, keine wilden Partys und auch keine Abwasch-Türme in der  Küche. Im Gegenteil: Die Küche ist blitzblank und perfekt ausgestattet. Jeden Tag wird hier für alle gekocht, mit frisch angeliefertem Fleisch und Gemüse.

Für Ilse Lehmann ist es selbstverständlich, dass sie beim Kochen mit anpackt. Die 84-Jährige stellt ihren Rollator in die Ecke und schneidet Gemüse, trocknet ab, deckt den Tisch, und manchmal hilft sie auch beim Servieren. Die WGBewohnerin geht der bei der Betreuungsgesellschaft „Gemeinsam GmbH“ angestellten Köchin jeden Vormittag zur Hand und sagt: „Ich müsste das nicht tun. Aber ich möchte! Wir leben hier ja wie in einer großen Familie zusammen. Und ich bin froh, dass ich es noch kann!“

Viele ihrer Mitbewohner können das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Anders als vor zehn Jahren, als die Wohngemeinschaft als „Gemeinsam e.V.“ mit fünf Mitbewohnern gegründet wurde. Damals waren die meisten noch recht fit – auch Ilse Lehmann. Sie erinnert sich: „Als mein Mann demenzkrank wurde, sind wir hier eingezogen – so war er fachmännisch betreut, und wir konnten trotzdem zusammen wohnen.“ Ihr Mann ist inzwischen verstorben, aber Ilse Lehman ist in der komfortablen Zweizimmerwohnung geblieben. Auch darin unterscheidet sich die Senioren-Wohngemeinschaft von anderen WGs: Jeder Mitbewohner mietet eine Wohnung mit eigenem Bad – und eigener Küchenzeile. Aber die wird von keinem bei „Gemeinsam“ genutzt. Ilse Lehmann erklärt, warum: „Wir gehen alle lieber zum Essen in den Gemeinschaftsraum. Da treffen wir uns auch um zu klönen, zu spielen oder etwas anderes zusammen zu machen.“ Eine Stunde vor dem Mittagessen sitzen fünf Seniorinnen am Tisch und unterhalten sich gedämpft, aber angeregt miteinander. Eine Frau im Rollstuhl schläft, eine andere hustet stark – aber es wirkt trotzdem alles sehr ruhig und vertraut. Patrick Tejada, der seit 2014 die Geschäfte bei „Gemeinsam“ führt, beschreibt den Ansatz der in Krefeld noch seltenen Senioren-WG: „Als ‚anbieterorientierte Wohngemeinschaft‘ stehen wir zwischen der stationären Unterbringung in einem Seniorenheim und betreutem Wohnen. Die Leute sollen selbstbestimmt und in Würde leben können, aber bei Bedarf auch die Sicherheit permanenter Betreuung haben. Wir bieten eine Art ‚Concierge-Service‘ für noch so selbstständige Senioren wie Frau Lehmann an, aber wir können auch die gesamte pflegerische Versorgung übernehmen, von der Grundpflege über die medizinische Behandlungspflege bis zur hauswirtschaftlichen Hilfe.“ Mit fünf ausgebildeten Pflegekräften, zwei Betreuungskräften, zwei Auszubildenden und vier Hauswirtschaftskräften stellt „Gemeinsam GmbH“ eine Rund-umdie-Uhr-Versorgung sicher. Ilse Lehman hat nach einer Operation inzwischen selbst die Pflegestufe I; alleine käme sie nicht mehr zurecht. In der Senioren-WG lebt sie schon so lange, dass sie sich hier „wie zuhause“ fühlt, wie sie sagt. Und wenn sie später einmal mehr pflegerische Versorgung braucht, kann sie einfach hierbleiben, in ihrer Senioren-WG – wo man sie kennt und auf sie eingehen kann, wie sie es braucht.

Pflege Gemeinsam GmbH Seniorenwohngemeinschaft, Hansastraße 87, 47799 Krefeld, Leitung: Roza Kazmierczak; www.senioren-wg-kr.de; E-Mail: pflege@senioren-wg.de