Wenn das Essverhalten zur täglichen Belastung wird, kann eine Fachberatung helfen: Alleine in Krefeld sind über 30 Ernährungsberater im Branchenbuch gemeldet. Doch wie finden wir uns im Ernährungsdschungel zurecht und denjenigen, der mit seiner Beratungsfunktion zu unseren Fragen passt? Die Krefelderin Doris Steinkamp war zwölf Jahre lang Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Diätassistenten, heute führt sie eine Beratungsagentur für Institutionen und Selbstständige im Gesundheitswesen. Im moveo-Interview erklärt sie, worauf Sie bei der Auswahl Ihres Beratungsexperten achtgeben sollten.
Ernährungsberater, Oecotrophologe oder Diätassistent: Für den Laien ist schwer erkennbar, wer der richtige Ansprechpartner bei Ernährungsfragen ist. Wie unterscheiden sich die Berufsbilder?
D.S.: Der Titel des Ernährungsberaters ist keine geschützte Bezeichnung und sagt nichts über eine Qualifikation aus. Egal, ob ich einen fünfstündigen Kurs oder ein mehrjähriges Studium absolviert habe, jeder darf sich „Ernährungsberater“ oder „Ernährungstherapeut“ nennen. Die umfassendste Ausbildung hat der Diätassistent hinter sich: Wie der Ergo- oder Physiotherapeut sind auch Diätassistenten an einer Berufsfachschule drei Jahre lang ausgebildet worden. Theorie und praktische Ausbildung gehen dabei Hand in Hand. Bereits während der Ausbildung führen Diätassistenten unter Supervision Beratungen zum Beispiel im Krankenhaus durch. Oecotrophologen, Ernährungswissenschaftler und verwandte Studiengänge haben seit der Einführung des Bachelor-Abschlusses zunehmend unterschiedliche Spezialisierungen: Nicht jeder Hochschulabsolvent kennt sich in allen Themenbereichen der Ernährungsberatung aus.
Wie kann ich im Erstkontakt erkennen ob mein Ansprechpartner kompetent ist?
D.S.: Sowohl Diätassistenten als auch Studienabsolventen können durch ein Zertifikat von zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) oder den Berufsverbänden der Diätassistenten (VDD) und Oecotrophologen (VDOE) ihre kontinuierliche Teilnahme an Fortbildungen nachweisen. Auch das persönliche Gefühl zählt: Ein guter Ernährungsberater erarbeitet gemeinsam mit seinem Klienten Möglichkeiten, wie eine gesundheitsfördernde Ernährungsweise im Alltag umgesetzt werden kann. Ein Berater, der mit Produkten lockt und auf Nulldiät setzt, ist nicht vertrauenswürdig. Halbwissen kann in dem Bereich die Patientensicherheit gefährden und sogar gesundheitliche Folgen haben.
Es gibt unterschiedliche Gründe für eine Ernährungsberatung. Zur Prävention von zum Beispiel Lebensmittelallergien, bei Krankheit oder bei Übergewicht: In welchen Fällen zahlen die Krankenkassen?
D.S.: Die Finanzierung von Kursen zur Vermeidung von Krankheiten ist geregelt. Der gesetzliche Versicherte findet anerkannte Kurse bei der Zentralen Prüfstelle Prävention im Internet oder fragt bei seiner Krankenkasse nach. Hingegen sind individuelle Anträge notwendig, wenn eine Krankheit vorliegt und vom Arzt bescheinigt wurde. Wenn die Ernährungstherapie genehmigt wird, werden bis zu fünf Beratungen erstattet. Der Berufsverband der Diätassistenten setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass Patienten ein Recht auf die Ernährungstherapie erhalten, indem diese als Heilmittel anerkannt wird.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ann-Katrin Roscheck