Die Ablage für die Füße ist aus Stein. Wer das Gerät „Ischio“ benutzt, muss seinen Mittelfuß und seine Zehen um das raue und unebene Material krallen – ohne Schuhe natürlich – , den Oberkörper so weit wie möglich nach unten beugen – und tapfer sein. Denn er spürt nicht nur deutlich die Dehnung der Waden-, Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur, sondern auch eine schmerzhafte Empfindung in seinem Mittel- und Vorfuß. Auch bei dem Apparat „Glut“, kurz für „Gluteus“, zu Deutsch „Pomuskel“, hat der Trainierende ein starkes Ziehen sowohl im Kniegelenk als auch in der Hüfte auszuhalten. „Wer Kraft und Ausdauer trainiert, hat noch nichts für seine Beweglichkeit getan. Wenn die Faszien verklebt oder die Muskeln verkürzt sind, führt das auf Dauer zu allen möglichen Beschwerden. Der ziehende Schmerz beim Dehnen ist ein Zeichen dafür, dass es höchste Zeit dafür war“ , erklärt Thomas Mathes, Studioleiter im Gesundheits- und Fitnessstudio „Halle 22“ in Willich. Dort wird neben Kraft, Ausdauer, Wellness und zahlreichen Kursen für jeden erdenklichen Bedarf auch das „five Muskelund Gelenkkonzept“ angeboten. Thomas Mathes arbeitet seit 16 Jahren als Diplom-Fitnessökonom in der „Halle 22“ – einer umgebauten denkmalgeschützten Halle im früheren Stahlwerk Becker, und er weiß aus Erfahrung: „Den ‚Storch im Salat‘ kennt zwar jeder, dieses geziert wirkende Dehnen mit angewinkeltem Oberschenkel, das sieht man ja oft bei Joggern. Aber die meisten Kraft- und Ausdauersportler dehnen nicht genug. Davon abgesehen haben wir alle, sogar schon die Kinder und Jugendlichen, inzwischen einen Lebensstil, der uns steif und unbeweglich macht.“ Vor allem das lange Ausharren mit angewinkelten Gelenken sei schädlich für den Bewegungsapparat, sagt Mathes, und spitzt zu: „Sitzen ist das neue Rauchen.“ Seit letztem Sommer bietet das Team in der Halle 22 deshalb den five-Parcours an; an Geräten namens „Hip“ wie Hüfte, „Chest“ wie Brust, „Trapez“ für die obere Nackenmuskulatur oder „Spagat“ werden gezielt Streckungen oder Rückwärtsbewegungen ausgeführt, die, so Thomas Mathes, anders als im klassischen Dehntraining, die fünf großen Muskelketten als Ganze intensiv dehnen. „Schon zehn bis 15 Minuten zweimal pro Woche, am besten im Anschluss an das Kraft- und Ausdauertraining, reichen aus, um den Körper sicht- und fühlbar aufzurichten, die Muskulatur auf Länge zu bringen und auch die Atmung, die Durchblutung und den Energiefluss zu verbessern“ , ist der Trainer überzeugt. Basierend auf der „Biokinematik“-Lehre des Freiburger Arztes Walter Packi integriert das five-Konzept Elemente des angesagten Faszien- Trainings, Ideen des Yoga und Aspekte des Präventiv- und Rehasports. „Für uns schließt das five-Konzept die Lücke zwischen unserem reinen Sportangebot und der Physiotherapie. Wir verstehen es als eine Art Körperhygiene“ , erklärt Thomas Mathes. Dass sich das auch so anfühlt, jedenfalls anders als auf normalen Fitnessgeräten, dazu tragen Optik und Haptik der fiveGeräte bei: Sie sind aus Holz, naturfarbenem Leder und – wie beim Ischio - sogar teilweise aus Stein. Das wirkt natürlich, ergonomisch und unbestreitbar einladend zum Dehnen.
Halle 22, Schmelzerstraße ,5 47877 Willich, 02154-88660; www.halle22.de