Dass sie erst vor zwei Jahren eine lebensgefährliche Bauchoperation überstanden hat, nach der sie sich versehrt und furchtbar krumm fühlte, sieht man Barbara Neidel aus Fischeln heute nicht mehr an. Im Gegenteil: Die Verwaltungsangestellte wirkt sportlich, vital und jünger als sie ist. Damals, nach dem Eingriff, mit einer 25 Zentimeter langen schmerzenden Bauchnarbe und stark abgemagert, überlegte Barbara Neidel, was sie in diesem geschwächten Zustand für sich tun könnte. Sie entschied sich für die Feldenkraismethode. Benannt nach ihrem Erfinder Moshé Feldenkrais, zielt diese ganzheitliche Lehre darauf, die Beweglichkeit, das Körperbewusstsein und das Wohlbefinden des Menschen zu verbessern. Das somatische Lernverfahren basiert auf Bewegung und der natürlichen Lernfähigkeit des menschlichen Nervensystems. Entwickelt wurde die Methode aus der Erkenntnis der engen Wechselwirkungen zwischen Bewegung, Wahrnehmung, Denken und Fühlen.
In Krefeld bietet Sabine Wickenkamp Kurse dazu an. In der Gruppenstunde, die Barbara Neidel regelmäßig besucht, gibt sie ruhig und klar ihre Anweisungen: „Spürt, wie ihr liegt. Wo berührt euer Körper den Boden? Nun bewegt euer Kinn Richtung Decke – und dann wieder Richtung Brustkorb. Wie fühlt sich das an?“ Für Außenstehende sieht das aus wie Sport in Zeitlupe. Jedenfalls anders als die Fitnesskurse, die Sabine Wickenkamp früher gegeben hat. Statt Kraft, Ausdauer und Leistung trainiert die nach vierjähriger Ausbildung zertifizierte Feldenkrais-Lehrerin jetzt die Fähigkeit, sich ganz auf den eigenen Körper zu konzentrieren, ihn genau zu beobachten, mögliche Bewegungsfehler zu korrigieren und zu entspannen. Ein komplexer Prozess, der sich nicht auf Knopfdruck einstellt, sondern erst allmählich durch Bewusstwerdung und Verhaltensänderung entsteht. In der heutigen Sitzung lernen Barbara Neidel und die anderen beiden Teilnehmer, wie sie mit aufmerksam durchgeführten Beuge- und Streckbewegungen die Beweglichkeit und Stabilität des Rumpfes steigern können. Sie heben in Seitenlage ihre Beine und schieben sie auf der Matte rauf und runter. Sie richten ihr Augenmerk dabei auf die Rücken- und Bauchmuskulatur und auf die Gelenke von der Hüfte bis zu den Schultern. Alle Übungen werden auf vielerlei Weise variiert.
Bedächtig, aber dennoch anstrengend für alle Beteiligten. Sabine Wickenkamp leitet konzentriert die Übungen an, bei den Teilnehmern hört man zunehmend den Atem. Zeit, innezuhalten und wieder in sich hineinzuhorchen. „Tut nichts, was weh tut oder zu anstrengend ist. Spürt, wie sich die Durchblutung im Bauch und im Becken anfühlt. Spürt die Wärme – wohin gelangt sie? Wie wirken sich die Bewegungen auf deine Haltung aus, wenn du wieder stehst und läufst? Fühlst du dich leichter? Wie kannst du das für dich nutzen?“ , lauten ihre Fragen. Barbara Neidel haben besonders solche Übungen bei ihren Darm-, Bauch- und Rückenproblemen sehr geholfen. Sie hat die Angst vor dem Narbenschmerz durch die vorsichtigen Bewegungen überwunden, sich durch die Variationsmöglichkeiten behutsam und allmählich wieder aufzurichten getraut, ihre Muskulatur neu gestärkt, aber auch ihre Grenzen zu respektieren gelernt. Die Kombination aus Bewegung und Entspannung sei für sie so wohltuend, dass sie einige der Übungen auch zuhause immer wieder mache. Und die 45-Jährige ist überzeugt: Dass sie heute wieder kerzengerade laufen und sogar reiten und Ski fahren kann, dazu hat sie sich selbst gebracht – mit der sanften Hilfe zur Selbsthilfe der Feldenkrais-Methode.
Auch Einzelstunden sind möglich, die individuell auf die speziellen Bedürfnisse des Lernenden ausgerichtet werden. Diese Therapieform erlaubt Sabine Wickenkamp auch die Arbeit mit behinderten Menschen, die sie dafür zu Hause aufsucht. Weitere Informationen unter www.feldenkrais-sabinewickenkamp.de oder 0152/536 088 00.