Die nette, ältere Dame lächelt beseelt und fröhlich. Mit beiden Händen streichelt sie vorsichtig Wilmas weiches Fell. Die sechsjährige King Charles/Cocker-Mix-Hündin ist ein echter Besuchsprofi und heute, wie an jedem ersten Sonntag im Monat, zu Gast in der Krefelder Seniorenresidenz ‚Bellini‘ . Aber Wilma ist nicht alleine unterwegs; sie hat ihre siebenjährige Freundin Hanka mitgebracht, eine freundliche, schwarze Labrador-Retriever-Hündin. Auf den zweistündigen Besuch der verschmusten und schlauen Vierbeiner freuen sich die Bewohner der Seniorenresidenz immer ganz besonders. Wilma und Hanka sind für das Deutsche Rote Kreuz seit gut einem Jahr, in Krefeld und Umgebung, als Besuchs- und Therapiehunde unterwegs und verstehen sich prima: „Das ist auch eine unabdingbare Voraussetzung für den Einsatz in der Hundebesuchsgruppe. Beide Hunde müssen sich gut verstehen, einander Vertrauen und nicht futterneidisch sein“ , erklärt Daga Mügge vom DRK Besuchshunde-Team. In einer kleinen Gruppe von etwa zehn Bewohnern zeigen die Hunde, in der Wohnküche der Einrichtung, kleine Tricks, apportieren Gegenstände, werden gekämmt und gebürstet und bekommen ganze viele Streicheleinheiten.
Die gemeinsamen Spiele mit den Hunden haben die beiden Hundeführerinnen, Daga Mügge und Martina Aller, so konzipiert, dass die Bewohner geistig und körperlich angeregt, und ins Geschehen mit einbezogen werden. „Dabei werden das Gedächtnis, das Erinnerungsvermögen, aber auch Sprachfähigkeit, Feinmotorik und die Problembewältigung der Senioren gefördert“ , erläutert Martina Aller, während ihre Wilma gerade Leckerchen sucht, die die Bewohner in kleinen Döschen und Bällen versteckt haben. Danach verteilt Labrador-Hündin Hanka mit einem Körbchen Karten an die Senioren; darauf stehen Sprichwörter, die es zu vervollständigen gilt. Für jede gelungene Aktion erhalten die Hunde Streicheleinheiten und eine Belohnung. „Leckerchen zu verteilen, macht natürlich besonders viel Spaß, den Hunden sowie den Bewohnern“ , betont Beate Thyßen-Eckhardt, Leiterin des Betreuungsdienstes in der ‚Bellini‘ Seniorenresidenz.
Die beiden Hundeführerinnen achten unterdessen immer ganz genau auf die Körpersprache und die Reaktionen ihrer wuscheligen Schützlinge: „Wichtig ist es, frühzeitig zu erkennen, ob die Hunde noch fit und nicht überlastet oder gestresst sind, denn so ein Einsatz ist für die Hunde – und auch für uns – schon sehr anstrengend“, gesteht Daga Mügge. Besuchs- und Therapiehund zu sein, will deswegen auch gelernt sein. Beim Krefelder Kreisverband des DRK haben die beiden Hunde und ihre Hundeführerinnen das notwendige Zertifikat erworben. Die Ausbildung zum ehrenamtlichen Besuchs- und Therapiehundeführer dauert dort drei Monate, erklärt DRK Kreisgeschäftsführerin Sabine Hilcker: „Die Hunde müssen einen Eignungstest bestehen. Es wird festgestellt, ob die Tiere wesensfest und stressresistent sind. Die Hunde sollten nicht schreckhaft sein und auch bei lauter Geräuschkulisse und umherfahrenden Rollatoren die Ruhe bewahren“ . Aber nicht nur die Hunde müssen in der Ausbildung etwas lernen, sondern natürlich auch die Hundeführer: „Diese bekommen eine Ausbildung im Umgang mit älteren Menschen, Demenz und psychischen Erkrankungen“ , so Hilcker weiter. Die ehrenamtlichen Hundeführer des DRK besuchen mit ihren Hunden derzeit verschiedene Altenheime in der Region. In Zukunft soll dieses Projekt aber auch als ambulanter Besuchsdienst ausgeweitet werden, verrät die DRK Kreisgeschäftsführerin: „Es gibt eben sehr viele Menschen, die zuhause einsam und alleine sind und wo die Besuchshunde positiven Einfluss nehmen können.“
In der Seniorenresidenz ‚Bellini‘ weiß man den liebevollen und engagierten Einsatz des Besuchs- und Therapiehunde-Teams zu schätzen: „Tiere nehmen den Menschen so an, wie er ist“ , unterstreicht die Leiterin des Betreuungsdienstes, Beate Thyßen-Eckhardt, „Hunde kennen einfach keinerlei Vorurteile. Sie sind Eisbrecher, Spannungslöser und Bedürfnisaufdecker. Sie sind geduldig, menschenorientiert und zärtlich.“
In der Wohnküche der Seniorenresidenz haben Hanka und Wilma die Herzen der Bewohner ganz schnell erobert. Eine Stunde mit den freundlichen Vierbeinern ist schnell vorbei, aber es lohne sich immer wieder, wenn man die positiven Reaktionen der älteren Herrschaften sieht, betonen die beiden Hundeführerinnen.
Nach einer kurzen Pause geht es für die Besuchsprofis weiter zu den Einzelbetreuungen in die Bewohnerzimmer der Seniorenresidenz. Dort wird weiter geschmust, erzählt und einfach nur genossen. Am Ende des Vormittags sind alle rundum zufrieden. Wilma und Hanka sind mittlerweile auch ein bisschen müde und etwas erschöpft. Sie freuen sich nun auf ihr wohlverdientes Mittagsschläfchen im heimischen Körbchen. Und die Bewohner der Seniorenresidenz ‚Bellini‘ freuen sich schon auf den nächsten Besuch von Wilma und Hanka.
Die nächste Ausbildung zum ehrenamtlichen Besuchsund Therapiehundeführer bei DRK beginnt im August 2014.
Weitere Informationen zu Angebot und Ausbildung unter Tel. 02151 5396-0 oder www.drk-krefeld.de/angebote/besuchs-und-therapiehunde.