Corona, Leid, Isolation, Lockdown und Tod. Allein das Vokabular des vergangenen Jahres illustriert die Härte der Krise beispielhaft. Nicht wenige Menschen mussten und müssen immer noch mit außerordentlichen Schicksalsschlägen umgehen lernen. Existenzen stehen vor dem Ruin, geliebte Menschen sind einsam verstorben.

Dichte Wolken liegen wie ein grauer Schleier über dem Horizont der Hoffnung. In der allgemeinen Finsternis fällt es schwer, die Sonne zu erahnen. Doch es geht. Denn selbst zwischen dem dunkelsten Schatten ist Licht. Es wahrzunehmen, ist tatsächlich zunächst eine Entscheidung, überhaupt danach zu schauen. Humor und Heiterkeit in der Krise zu erkennen, zuzulassen und bestenfalls ganz bewusst zu kultivieren, ist nicht für jeden gleich möglich.

Es gibt jene, denen es zufliegt, die von ganz allein den Blick auf das Positive richten und die Gedanken trotz aller Gräuel zulassen können. Oder solche, die zwar Anwandlungen dieses Verhaltens in sich spüren, aber aus Angst, es wäre nicht angebracht, unterdrücken. Ein nicht geringer Teil der Menschen hat aber nicht einmal diesen Impuls. Hier wirkt die selektive Wahrnehmung wie ein Spamfilter für alles Gute. Oft erkennt jene Gruppe das Licht erst, wenn man konkret nachfragt, aber selbst dann ist es nur eine kurze Momentaufnahme.

Wichtiger denn je ist dieser Tage das Bewusstsein dafür, dass uns die schlimmsten Dinge widerfahren können. Und wir können sie nicht verhindern. Aber wir können und dürfen selbst entscheiden, wie wir sie wahrnehmen und damit umgehen wollen. Wenn ein Geschäft in die Insolvenz gerät, kann ich mich in Worst-case-Szenarien verlieren. Ich kann mir aber dann auch die Frage stellen, was vielleicht jetzt daraus werden kann. Die positive Grundhaltung öffnet Türen im Inneren und in der Folge im Äußeren. Es gilt in der Krise, den Beifahrersitz zu verlassen und das Lenkrad selbst in die Hand zu nehmen. Es mag merkwürdig klingen, aber selbst geschauspielerte Freude kann den innerlichen Startschuss geben, sie letztlich auch empfinden zu können.

Die Kraft der Autosuggestion ist immens und gekoppelt an das Leibgedächtnis ein guter Weg ins Licht. Trotz schlimmer Erlebnisse tragen wir meistens Erinnerungen oder Gedanken in uns, die wir mit Freude und Spaß verbinden. Sich bewusst darauf zu konzentrieren, ist für den einen mehr Arbeit als für den anderen, aber für jeden ein probates Mittel. So abgedroschen so manche Redewendung klingt, so viel Wahrheit steckt auch darin: Humor ist die beste Medizin. Der eine kann es, der andere noch nicht. Aber wir können es lernen. Der Weg dorthin beginnt mit der Entscheidung, es zu versuchen.

Ihre Anja Funkel